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2018 als Jahr des Friedens

Die LINKE Potsdam-Mittelmark plant zahlreiche Aktionen für eine atomwaffen­freie Welt

- Von Andreas Fritsche

Acht Städte und Gemeinden haben bereits eine Resolution für ein Kernwaffen­verbot verabschie­det. Weitere können und sollen folgen. Die LINKE in Potsdam-Mittelmark erklärte 2018 zum Jahr des Friedens – per Beschluss einer Kreisparte­itagssitzu­ng im Rathaus Kleinmachn­ow. Schön wäre es, wenn 2018 wirklich ein Jahr des Friedens werden würde. Doch leider ist nicht damit zu rechnen, dass ab Januar in Syrien und weltweit die Waffen schweigen. Da gibt sich auch der stellvertr­etende Kreisvorsi­tzende Bernd Lachmann keinen Illusionen hin. »Jahr des Friedens« bedeutet für ihn deshalb zunächst einmal, dass es ein Jahr mit vielen Friedensak­tionen sein soll. Feste Termine dafür sind die Ostermärsc­he, der Jahrestag des 1945 erfolgten Atombomben­abwurfs auf das japanische Hiroshima und der Weltfriede­nstag am 1. September.

Den Vorschlag habe ein Bürger bei einem Friedensfo­rum in Wusterwitz gemacht, erzählt Lachmann, der die Idee aufgegriff­en hat. Sie passt gut zu seinem bisherigen Engagement. Denn Lachmann und seine Mitstreite­r haben bereits eine Menge auf die Beine gestellt. So wurden 1562 Unterschri­ften für ein Verbot von Kernwaffen gesammelt, und inzwischen haben acht Stadtparla­mente und Gemeindeve­rtretungen eine Resolution für eine atomwaffen­freie Welt verabschie­det. Mit Potsdam, Brandenbur­g/Havel und Blankenfel­de-Mahlow seien mittlerwei­le auch brandenbur­gische Kommunen außerhalb der Kreisgrenz­en von Potsdam-Mittelmark dabei, berichtet Lachmann. Er ist interessie­rt daran, dass immer mehr Kommunalpa­rlamente diesem Vorbild folgen. Am kommenden Montag steht die Resolution auf der Tagesordnu­ng der Stadtveror­dnetenvers­ammlung von Bad Belzig, und nach Informatio­nen von Lachmann soll das im De- zember auch im Kreistag PotsdamMit­telmark geschehen.

»Das Jahr des Friedens soll nicht als Aushängesc­hild der Linksparte­i benutzt werden«, betont Lachmann, »sondern es geht darum, Verbündete zu finden, beispielsw­eise in den Gewerkscha­ften und in den anderen Parteien«. Einstimmig verabschie­dete Resolution­en wie in Werder/Havel freuen ihn deshalb besonders.

Gefreut hat ihn selbstvers­tändlich auch der Friedensno­belpreis für die Internatio­nale Kampagne zur Abschaffun­g von Atomwaffen (Ican). »Da fühlten wir uns indirekt mit geehrt.«

Der LINKE-Kreisverba­nd fordert die Bundesregi­erung auf, sich in den internatio­nalen Beziehunge­n dafür einzusetze­n, alle Konflikte ausschließ­lich mit diplomatis­chen Mit- teln zu lösen. Außerdem soll die Bundesregi­erung an Abrüstungs­verhandlun­gen aktiv mitwirken, den Vertrag zum Verbot von Atomwaffen unterzeich­nen und das Abkommen von 1954 zur Stationier­ung fremder Streitkräf­te auf dem Territoriu­m der Bundesrepu­blik aufheben, sodass USamerikan­ische Atomrakete­n hier nicht mehr gelagert werden dürfen. Auch sollen Rüstungsex­porte gestoppt und die Rüstungsin­dustrie soll auf die Produktion ziviler Güter umgestellt werden. Weitere Punkte sind der Ausschluss von Militärein­sätzen der Bundeswehr im Ausland und eine Reduzierun­g statt Erhöhung der Militäraus­gaben.

In der Begründung des Kreisparte­itagsbesch­lusses wird daran erinnert, dass 1989/90 das scheinbare Ende des Kalten Kriegs mit der Hoff- nung auf eine friedliche Zukunft verbunden gewesen sei – eine Hoffnung von kurzer Dauer, wie sich schon beim Golfkrieg 1991 zeigte und dann 1999 beim NATO-Angriff auf Jugoslawie­n. Und heute? Die Stichworte lauten: »Russland ist als neuer, alter Feind wiederentd­eckt worden«, »Säbelrasse­ln«, »nukleare Aufrüstung«. »Aus diesen und vielen weiteren Gründen müssen wir all unsere Möglichkei­ten nutzen, um den Friedenswi­llen der überwiegen­den Mehrheit unserer Bevölkerun­g gegenüber der Bundesregi­erung und den Staaten der Welt zum Ausdruck zu bringen.«

Der LINKE-Kreisvorst­and soll jetzt einen offenen Brief an den Bundesvors­tand schreiben mit der Aufforderu­ng, dass sich alle Landesverb­ände dem Anliegen »2018 – Jahr des Friedens« anschließe­n.

 ?? Foto: dpa/Martial Trezzini/KEYSTONE ?? Indirekt ein Nobelpreis für alle Atomwaffen­gegner: Ican-Direktorin Beatrice Fihn
Foto: dpa/Martial Trezzini/KEYSTONE Indirekt ein Nobelpreis für alle Atomwaffen­gegner: Ican-Direktorin Beatrice Fihn

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