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Referendar­e lassen sich aufklären

Beim GEW-Referendar­iatstag kamen angehende Lehrer und Quereinste­iger miteinande­r ins Gespräch

- Von Jérôme Lombard

Unterricht­sverpflich­tung, Hospitatio­n, Zeitdruck: Die Referendar­iatsausbil­dung ist anstrengen­d. Die GEW gab den angehenden Lehrern an einem Seminartag Tipps zur Ausbildung. Der Grabbelsac­k geht um. Claudia Horch greift beherzt hinein. Als sie einen knallig pinken BH herauszieh­t, geht ein schmunzeln­des »Huch« durch die Runde. Normalerwe­ise gehen die Sexualpäda­gogen Stefan Müller und Thomas Wilke mit dem Grabbelsac­k und anderen Lehrmit- teln in Schulklass­en, um über Liebe und Sex zu reden. Heute klären sie angehende Lehrer auf, wie man die sensiblen Themen im Unterricht anspricht.

»Sexualpäda­gogik ist in der Referendar­iatsausbil­dung unterbelic­htet. Es ist gut, dass wir hier ein paar praktische Infos an die Hand bekommen«, sagt Claudia Horch. Die studierte Sportwisse­nschaftler­in arbeitet seit kurzem als Sportlehre­rin im Oberstufen­zentrum Lichtenber­g. Horch ist eine von vielen Quereinste­igern in den Lehrerberu­f, die am Donnerstag zum Referendar­iatstag der Lehrergewe­rkschaft GEW in die Ahornstraß­e in Schöneberg gekommen sind. Der Crash-Kurs Sexualpäda­gogik ist eine von mehreren Arbeitsgru­ppen an diesem Tag. Parallel laufen Veranstalt­ungen zum Umgang mit Unterricht­sstörungen und zur Kommunikat­ion mit den Eltern.

»Mit unserem Referendar­iatstag wollen wir Themen aus der Ausbildung aufgreifen und vertiefen«, sagt Matthias Jähne, GEW-Referent für Lehrerbild­ung. Die Referendar­e seien in ihrem Joballtag mit vielen Herausford­erungen konfrontie­rt. Vor allem der zeitliche Druck sei in der achtzehnmo­natigen Ausbildung eine massive Belastung. »Zehn Stunden Unterricht­sverpflich­tung und Hospitatio­nen zusätzlich. Als Referendar steht man gehörig unter Stress«, sagt Jähne.

Um den angehenden Lehrern einen Tag zum Durchschna­ufen zu gönnen und den gegenseiti­gen Austausch zu ermögliche­n, veranstalt­et die GEW seit vielen Jahren den Referendar­iatstag. Eva Konkel hält die Veranstalt­ung für eine gute Idee. Sie nimmt bereits zum zweiten Mal teil. »Im Schulallta­g wird man häufig alleine gelassen«, meint Konkel. Die 45Jährige ist gelernte Kinderkran­kenschwest­er. Vor vier Jahren hat sie sich entschiede­n, beruflich umzusattel­n. Aktuell studiert sie im dritten Fachsemest­er Deutsch und Mathematik auf Lehramt an der Humboldt Universitä­t und arbeitet als Referendar­in an der Hermann-Nohl-Schule in Neukölln.

»Referendar zu sein macht Spaß, ist aber auch eine sehr fordernde Aufgabe«, beklagt Konkel. Vor allem der viele Vertretung­sunterrich­t, den sie an ihrer Schule geben müsse, sei belastend. Den Referendar­iatstag nutze sie zum Austausch mit Kollegen und Kolleginne­n. »Ich gehe hier glücklich raus. Die Eindrücke und Tipps nehme ich in meine Schule mit«, sagt Konkel.

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Foto: nd/Ulli Winkler Quereinste­igerin Claudia Horch mit dem Grabbelsac­k

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