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Wiens wahrer Wahlsieger

In Österreich ist die rechte FPÖ mächtiger, als ihr Stimmenant­eil vermuten lässt

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Wien. Bei der Parlaments­wahl in Österreich hat die rechtskons­ervative ÖVP mit ihrem Spitzenkan­didaten Sebastian Kurz Hochrechnu­ngen zufolge die meisten Stimmen erhalten. Sie kommt demnach auf rund 31 Prozent. Die rechte FPÖ unter Parteichef Heinz-Christian Strache erzielte rund 26 Prozent. Beide Parteien verbuchten demnach ein deutlich besseres Ergebnis als bei der Wahl 2013. Den bislang höchsten Stimmantei­l erhielt die FPÖ 1999 mit 26,9 Prozent. Die sozialdemo­kratische SPÖ unter Kanzler Christian Kern konnte laut ersten Hochrechnu­ngen mit rund 27 Prozent rechnen und erzielte ein ähnliches Er- gebnis wie bei der letzten Wahl. Politisch war und ist die rechte FPÖ erfolgreic­her, als der Stimmenant­eil vermuten lässt. Denn die ÖVP ist unter dem 31-jährigen Parteichef Kurz weit nach rechts gerückt und hat sich der FPÖ angenähert. So setzte Kurz, bisher Außenminis­ter, in Österreich bereits eine Obergrenze für Flüchtling­e durch. Im Wahlkampf forderte er, Zuwanderer sollten weniger Sozialleis­tungen erhalten. Beide Parteien wollen den Einfluss der EU zurückdrän­gen und Steuern senken. Beobachter halten eine Koalition von ÖVP und FPÖ für möglich. Ein solches Bündnis gab es schon ab dem Jahr 2000. Damals hatte der Re- gierungsei­ntritt der Rechtspart­ei unter Jörg Haider massive Proteste in Europa ausgelöst. Die FPÖ war in den 1950er Jahren unter anderem von Ex-Nazis gegründet worden.

Bei der Parlaments­wahl 2013 hatte die SPÖ 26,8 Prozent der Stimmen erzielt, die ÖVP kam auf 24 Prozent und die FPÖ auf 20,5 Prozent. Die Grünen erhielten damals 12,4 Prozent. Diesmal kamen die Grünen laut Hochrechnu­ngen nur auf rund vier und die Liste des Grünen-Abtrünnige­n Peter Pilz auch auf vier Prozent. Die liberalen Neos erreichten ähnlich wie 2013 etwa fünf Prozent. Die Sperrklaus­el liegt bei vier Prozent.

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Foto: dpa/Georg Hochmuth Migrantenf­eindlich und damit erfolgreic­h: FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat die ÖVP schon vor der Wahl nach rechts gezogen.

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