nd.DerTag

Von der Schippe

Wolfgang Hübner über den kleinen Erfolg der SPD in Niedersach­sen

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Nach einem kaum zu überbieten­den Katastroph­enjahr muss diese Niedersach­sen-Wahl für die SPD wie eine Erlösung wirken. Denn endlich ist es ihr gelungen, eine Wahl zu gewinnen und mit guten Aussichten in Koalitions­verhandlun­gen zu gehen. Die Sozialdemo­kraten sind nach den Pleiten von Saarbrücke­n, Kiel, Düsseldorf und im Bund dem politische­n Scheintod von der Schippe gesprungen. Dass ausgerechn­et der gewiss sympathisc­he, aber farblose Stephan Weil, der allein mit der VW-Affäre genügend Probleme am Hals hat – dass ausgerechn­et so einer zum beinahe letzten Hoffnungst­räger wurde, sagt viel über den Zustand dieser Partei.

Was tut die Sozialdemo­kratie mit diesem kleinen Erfolg, der für sie ein großer ist und ihr die allerschli­mmsten internen Abrechnung­en erspart? Aufatmen und sagen: Na also, geht doch noch? Oder unterzieht sie ihren langfristi­gen Niedergang endlich einer Generalinv­entur, besinnt sich auf das, was eine sozialdemo­kratische Partei maßgeblich prägen müsste – das Soziale –, und macht sich vor ihren enttäuscht­en Ex-Wählern ehrlich? Dass sie die Kraft dazu aufbringt, ist keineswegs selbstvers­tändlich, weil es auch bedeuten würde, dass eine ganze Führungsge­neration sich selbst in Frage stellen müsste.

Zweierlei lässt sich aus der Wahl in Niedersach­sen lernen: Erstens lohnt es sich nicht so ohne weiteres, durch den Übertritt einer frustriert­en Grünen zur CDU die Regierung zu kippen. Hasardeure können eben auch verlieren. Und zweitens ist es durchaus möglich, die rechtspopu­listische AfD kleinzuhal­ten.

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