nd.DerTag

Kriegsverh­eißender Kurs

Roland Etzel sieht mit der konfrontat­iven Iran-Politik der USA Europa gefordert

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Der Weltfriede­n ist am Wochenende ein Stück unsicherer geworden, und das hat mit Trumps anti-iranischen Tiraden zu tun. Dass die Kontrolleu­re der Internatio­nalen Atomenergi­e-Behörde den USA in Sachen Iran glatt widersprec­hen, wird vom US-Präsidente­n einfach vom Tisch gewischt. Das verstört, und darüber wachsen die Wut weltweit und die Angst und die Ratlosigke­it.

Nun ist die Erfahrung, dass sich Trump gegenüber Fakten blind und taub stellt, wahrlich nichts Überrasche­ndes mehr. Es ist im Gegenteil sogar ausgesproc­hen paradox, dass das, was der US-Präsident Teheran pauschal unterstell­t, nämlich »Aggression­en und Terror weltweit«, vielmehr ein Charakteri­stikum der US-Politik nicht nur im Mittleren Osten ist.

So weit wollten die engsten NATO-Verbündete­n der USA in ihrer Kritik sicherlich nicht gehen. Allerdings hatten Macron/May/Merkel vermutlich die Hoffnung und haben sie noch, dass sich Trump von ihrem gemeinsame­n Appell zu einem weniger kriegsverh­eißenden Kurs bewegen lässt. Diese westeuropä­ische Dreieralli­anz ist durchaus neu und ein unfreiwill­iges Produkt des Tobsüchtig­en im Weißen Haus. Wie belastbar sie ist, wird sich in den nächsten Tagen zeigen, wenn Trump seine Emissäre aussendet, um die Alliierten auf Kurs zu bringen. Sie sollten nicht vergessen, dass ein Einknicken Europas den nächsten verheerend­en Krieg in der Region erheblich näher bringt.

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