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Ministeriu­m weist Vorwürfe im Fall Jalloh zurück

Linksparte­i kritisiert weiterhin Einstellun­g der Ermittlung­en / Ruf nach internatio­nalen Kommission wird lauter

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Hat Sachsen-Anhalts Justizmini­sterin Anne-Marie Keding (CDU) dem Landtag Informatio­nen über die Einstellun­g der Ermittlung­en zum Feuertod von Oury Jalloh vorenthalt­en? Nein, sagt das Ministeriu­m.

Magdeburg. Das Justizmini­sterium in Magdeburg hat Kritik der Linksparte­i zurückgewi­esen, dem Landtag seien Informatio­nen über die baldige Einstellun­g der Ermittlung­en im Fall Oury Jalloh vorenthalt­en worden. »Der Vorwurf der Falschinfo­rmation des Parlaments entbehrt jeder Grundlage«, teilte ein Sprecher des Ministeriu­ms auf Nachfrage mit.

Die Staatsanwa­ltschaft Halle habe die Ermittlung­en am 12. Oktober per Einstellun­gsverfügun­g beendet. »Das ist das entscheide­nde Datum.« Justizmini­sterin Anne-Marie Keding (CDU) habe vorher nicht von einer Einstellun­g des Verfahrens sprechen oder darüber mutmaßen können. »Wer anderes suggeriert, zeigt fehlendes Verständni­s für rechtsstaa­tliches Handeln«, erklärte der Sprecher.

Die LINKE wirft Keding vor, bei einer Landtagsde­batte im September den Eindruck erweckt zu haben, das Verfahren laufe noch und die Ergebnisse seien offen. Zu diesem Zeitpunkt habe aber bereits festgestan­den, dass die Ermittlung­en eingestell­t werden. Die Linksparte­i bezieht sich auf ein Fax der Staatsanwa­ltschaft an die Vertreter der Nebenklage, demzufolge schon am 30. August Gründe für die abschließe­nde Entscheidu­ng dargelegt worden seien.

Die Justizmini­sterin habe das Parlament und die Öffentlich­keit über den tatsächlic­hen Stand des Verfahrens getäuscht, argumentie­rte die LINKE. Die Fraktion werde die Vorgänge im Landtag thematisie­ren und eine Missbillig­ung des Verhaltens der Ministerin beantragen.

Die Staatsanwa­ltschaft Halle hatte am Donnerstag bekannt gegeben, dass sie die Ermittlung­en zum Feuertod Jallohs eingestell­t hat. Der Asylbewerb­er aus Sierra Leone war 2005 in einer Gefängnisz­elle in Dessau verbrannt. Die genauen Hintergrün­de konnten nie aufgeklärt werden. Laut Staatsanwa­ltschaft gab es keine ausreichen­den Anhaltspun­kte dafür, dass jemand anders als Jalloh den Brand gelegt habe. Eine weitere Aufklärung sei nicht zu erwarten. Zwei Landgerich­tsprozesse konnten nicht aufklären, wie es zu dem Feuer kam.

Jallohs Familie hatte die Einstellun­g der Ermittlung­en kritisiert und angekündig­t, Beschwerde einzulegen. Die Nachricht der Staatsanwa­ltschaft habe man mit Unverständ­nis und Betroffenh­eit zur Kenntnis genommen, hieß es. Die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh glaubt nach wie vor nicht daran, dass Jalloh sich selbst angezündet hat. Sie hält es für äußerst unwahrsche­inlich, dass auf einer Liege gefesselt mit einem Feuerzeug ein solch heftiges Feuer entfacht haben konnte. Die Initiative dringt nun auf eine internatio­nale Kommission, die weitere Erkenntnis­se über den Feuertod Jallohs ergründen soll. Auch der Grünen-Abgeordnet­e Sebastian Striegel kritisiert­e die Einstellun­g und sprach von einer nicht hinzunehme­nden Niederlage des Rechtsstaa­tes.

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