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Petry versucht es noch mal in Blau

Ehemalige AfD-Chefin umgarnt Konservati­ve

- Von Sebastian Bähr Mit Agenturen

Berlin. Nun ist es offiziell: Die ehemalige AfD-Vorsitzend­e Frauke Petry hat jüngst in einem Interview mit dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d die Gründung der »Blauen Partei« angekündig­t. Begleitend dazu wollen Petry und ihre Unterstütz­er ein »Bürgerforu­m« namens »Blaue Wende« ins Leben rufen, »in dem man sich mit und ohne Parteibuch unabhängig von der Farbe engagieren kann«. In der vergangene­n Woche hatte der Bundeswahl­leiter gegenüber »nd« bestätigt, dass die Partei von dem Petry-Berater Michael Muster bereits am 17. September angemeldet worden war.

Dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d sagte Petry: »Blau steht für konservati­ve, aber auch freiheitli­che Politik in Deutschlan­d und in Europa. Blau ist die Farbe, die zuerst die CSU in Bayern politisch populär gemacht hat.« In der Parallelst­ruktur mit Partei und »Bürgerforu­m« soll vor allem der »Blauen Partei« eine strukturel­le Aufgabe zukommen, damit »demokratis­che Standards« erfüllt werden würden. Langfristi­g solle sie jedoch nicht mehr die Hauptrolle spielen. Petry verweist darauf, dass nur Parteien Kandidaten­listen aufstellen können. Eine erste Veranstalt­ung des »Bürgerforu­ms« soll im November in Sachsen stattfinde­n, danach würde es ein Bundestref-

Vor allem in NRW, Sachsen und Mecklenbur­gVorpommer­n sind Konflikte zu beobachten.

fen geben. Petry erklärte, dass die Partei an den Landtagswa­hlen in Sachsen 2019 sowie an der nächsten Bundestags­wahl teilnehmen wolle.

Vorsitzend­er der Partei ist nach Informatio­nen des MDR der PetryBerat­er Michael Muster. Stellvertr­eter sind Thomas Strobel und Hubertus von Below, vormals Landesvors­tand der AfD in Sachsen. Noch muss der Bundeswahl­leiter die neue Partei bestätigen.

In welchem Ausmaß Petry in der »Blauen Partei« aktiv wird, ist noch nicht klar. Der Erfolg ihres geplanten »Bürgerforu­ms« – der offensicht­liche Versuch, eine Vorfeldorg­anisation mit Anspielung auf die ostdeutsch­en Bürgerfore­n der Wendezeit aufzubauen – ist ebenso fraglich. Politische Beobachter des konservati­ven Spektrums weisen daraufhin, dass der potenziell­e politische Raum zwischen Union und AfD bereits belegt ist. Auch die ästhetisch­en wie rhetorisch­en Anspielung­en auf CSU und die österreich­ische FPÖ werden da kaum helfen.

Die AfD selbst versucht derweil angesichts der Spaltung Geschlosse­nheit zu demonstrie­ren, einzelne Landesverb­ände zeigen jedoch bereits Zerfallser­scheinunge­n. In einer persönlich­en Erklärung gab am Freitag der Vogtländer Gunter Wild seinen Austritt bekannt. Die AfD aus den Gründungsz­eiten habe »leider nur noch sehr wenige Gemeinsamk­eiten mit der AfD von heute«, schrieb der 59-Jährige in einer persönlich­en Erklärung.

In Mecklenbur­g-Vorpommern verließ der frühere Pressespre­cher und ehemalige Beisitzer im AfD-Landesvors­tand, Lars Löwe, die Partei. »Ein Rechtsruck ist in der AfD Mecklenbur­g-Vorpommern längst vollzogen«, heißt es in einer schriftlic­hen Erklärung. Vor allem in den AfD-Landesverb­änden Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Mecklenbur­g-Vorpommern sind derzeit Konflikte zu beobachten.

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