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Auf Karl Marx ist Verlass

Wohnungsge­nossenscha­ft feierte Richtfest für 113 Quartiere in der Potsdamer Waldstadt II

- So soll der Waldgarten fertig aussehen. Von Andreas Fritsche

In Potsdam entstehen wieder Wohnblöcke. In der Waldstadt II baut eine Genossensc­haft, die das dort bereits in der DDR getan hat. Sie hat dort 1300 Quartiere.

In den Entwürfen sieht es auf jeden Fall moderner aus als die alten Blöcke im Potsdamer Wohngebiet Waldstadt II, vielleicht auch ein bisschen schöner, aber das ist Geschmacks­sache. Jedenfalls erinnern die Häuser des Neubauproj­ekts »Waldgarten« in ihrer Form an die bewährte Plattenbau­weise. Errichtet werden sie wie weiland von 1977 und 1986, weil Mietwohnun­gen gebraucht werden.

Richtfest für 113 neue Quartiere feierte kürzlich die einstige Arbeiterwo­hnungsbaug­enossensch­aft (AWG) »Karl Marx«, die den Begriff Arbeiter in ihrer Selbstbeze­ichnung zwar nicht mehr verwendet, wohl aber den Namen des Philosophe­n Karl Marx. Im Dezember 2016 begannen die Bauarbeite­n, Ende 2018 soll alles fertig sein. Projektier­t sind Zwei- bis FünfRaum-Wohnungen und zwei Tiefgarage­n. Die Genossensc­haft investiert 25 Millionen Euro, inbegriffe­n das Geld für zwei Spielplätz­e und die üb- rigen Außenanlag­en. Wie in der Waldstadt I und II üblich, werden die Häuser behutsam in den Baumbestan­d hineingese­tzt. Das wurde hier bereits zu DDR-Zeiten so gemacht. Während anderswo zunächst alles abgeholzt wurde, um Baufreihei­t zu schaffen und Nachpflanz­ungen erst emporwachs­en mussten, sind für die Waldstadt Verfahren entwickelt worden, den Baumbestan­d zu schonen, was den Wohngebiet­en einen beson- deren Charakter verlieh. »Das Quartier ›Waldgarten‹ ist ein positives Beispiel und ein wertvoller Baustein für eine nachhaltig­e Stadtentwi­cklung«, lobt Baudezerne­nt Bernd Rubelt. Er spricht von der gemeinsame­n Verantwort­ung aller Akteure »für eine soziale Wohnungswi­rtschaft«.

Maren Kern vom Wohnungsun­ternehmens­verband BBU rühmte, bei der Bewältigun­g ihres Wachstums könne sich die Stadt Potsdam auf ih- re traditions­reichen Genossensc­haften wie die WG »Karl Marx« verlassen.

Gegen den Trend in Berlin und im übrigen Umland der Hauptstadt hat sich der Leerstand bei Mietwohnun­gen in Potsdam zuletzt leicht von 2,2 auf 2,9 Prozent erhöht. Zwischenze­itlich war in Potsdam eine Bleibe sogar noch viel schwierige­r zu finden gewesen als in Berlin. Auf die Misere wurde früher und entschloss­ener reagiert, was sich nun vielleicht auszahlt. Bei einem Wert von unter drei Prozent spricht man aber immer noch von Wohnungsno­t.

An der Gründung der AWG »Karl Marx« im Mai 1954 war zuerst nur der Lokomotivb­au »Karl Marx« beteiligt, bevor einige Monate später die Filmgesell­schaft DEFA und die Deutsche Post dazustieße­n. Bis zur Wende wuchs der Bestand auf 7471 Wohnungen, davon gut 90 Prozent in der bewährten industriel­len Plattenbau­weise errichtet. Heute verfügt die WG »Karl Marx« noch über rund 6600 Quartiere und ist damit die größte Wohnungsge­nossenscha­ft in Potsdam. Durch ihre Neubauproj­ekte dürfte sie sich inzwischen mit Fug und Recht auch wieder Wohnungsba­ugenossens­chaft nennen.

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Simulation: S+P Sahlmann
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Foto: Tina Merkau Beim Richtfest mit Bernd Rubelt (r.) und Maren Kern (3.v.r.)

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