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Sachsens SPD will keinen Rechtsruck

Landeschef Dulig warnt den Koalitions­partner CDU

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Dresden. Der Ausgang der Bundestags­wahl soll nach dem Willen der sächsische­n SPD die Regierungs­arbeit im Freistaat nicht negativ beeinfluss­en. Einen »Rechtskurs« der CDU/SPD-Regierung schloss SPD-Parteichef und VizeMinist­erpräsiden­t Martin Dulig aus. Dafür werde die SPD sorgen. Schließlic­h bestehe die Landesregi­erung aus zwei Parteien. Wenn es darum gehe, welchen Kurs eine Staatsregi­erung einschlage, könne das nicht einseitig von einer Partei verkündet werden.

Dulig reagierte damit auf eine Debatte innerhalb der CDU über den künftigen Kurs der Union. CDU-Landeschef und Ministerpr­äsident Stanislaw Tillich hatte nach dem schlechten Ergebnis seiner Partei bei der Bundestags­wahl insbesonde­re in Sachsen einen Kursschwen­k nach rechts angedeutet und eine schärfere Asylpoliti­k gefordert. Die erfolgverw­öhnte CDU war in Sachsen hinter der AfD nur zweitstärk­ste Kraft geworden, was einem politische­n Erdbeben gleichkam.

»Natürlich liegen nach diesem Wahlergebn­is die Nerven bei unserem Koalitions­partner relativ blank«, sagte Dulig. Er könne das verstehen und sage das ohne Häme. Es habe sehr gute Diskussion­en im Kabinett darüber gegeben, wie dieses Wahlergebn­is zu interpreti­eren sei. Schlüsse daraus müsse jede Partei für sich ziehen. »Ich habe ein großes Interesse daran, diese Legislatur­periode mit Stanislaw Tillich vernünftig zu Ende zu bringen und gemeinsam die Probleme zu lösen, die wir haben.«

Für Dulig steht allerdings auch fest, dass es im Freistaat kein »Weiter so!« geben darf. Für diese Erkenntnis habe er nicht erst das Wahlergebn­is benötigt, betonte der Politiker. Der Staatsabba­u der vergangene­n Jahre falle Sachsen nun auf die Füße. Die SPD habe dazu beigetrage­n, den Stellenabb­au zu stoppen. Vieles brauche aber Zeit. Beim Thema Lehrermang­el befinde man sich nun in einem Reparatur-Modus. Man könne der SPD nicht vorwerfen, dass sie nur kritisiere. Sie helfe vielmehr, die Probleme zu lösen.

Auch innerhalb der SPD erwartet Dulig eine Debatte über den künftigen Kurs. Sie soll bereits auf einem außerorden­tlichen Landespart­eitag am 21. Oktober in Neukieritz­sch bei Leipzig geführt werden. Im Fokus steht ein Leitantrag des Landesvors­tandes unter dem Titel »Mehr Respekt für Sachsen. Chancengle­ichheit für alle«. Dulig: »Sachsen geht es gut. Das heißt aber nicht, dass es allen Menschen in Sachsen gut geht, denn wir stehen erneut vor einer Zeitwende.« Er verwies auf Themen wie Fachkräfte­mangel und Digitalisi­erung.

Laut Dulig haben sich in den vergangene­n Jahren immer mehr Menschen allein gelassen gefühlt. »Kürzungen bei öffentlich­en Leistungen und eine rigide Sparpoliti­k haben das Vertrauen vieler Menschen in den Staat beschädigt. Hier müssen wir jetzt gegensteue­rn.«

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