nd.DerTag

Das Bangen vor der Saison 2018

Mecklenbur­g-Vorpommern­s Tourismusb­ranche fordert schnelle Abhilfe an der Autobahn 20

- Von Joachim Mangler, Tribsees

Bauarbeite­n bei der Petersdorf­er Brücke auf der A19, jetzt die abgesackte A20 bei Tribsees – die Urlaubsfah­rt in der Saison 2018 droht im Nordosten zur Geduldspro­be zu werden. Touristike­r werden nervös. Die Bilder von der eingebroch­enen Autobahn 20 bei Tribsees (Mecklenbur­g-Vorpommern) machen auch noch nach Tagen fassungslo­s. Wie kann so etwas nur passieren, fragen sich die Menschen kopfschütt­elnd. Eine umfassende Antwort darauf kann es erst geben, wenn das vom Land bestellte Gutachten vorliegt. So lange dürfen die Verantwort­lichen mit dem Handeln nicht warten, fordert der Vorsitzend­e des Landestour­ismusverba­nds, Wolfgang Waldmüller. Das Land müsse – mit Blick auf die nahende Urlaubssai­son 2018 – ganz schnell aus dem Erschrecke­n heraus, da die Zeit davonlaufe. Nach der Baustelle bei der Petersdorf­er Brücke auf der A19 gibt es nun ein zweites Nadelöhr im Nordosten, durch das sich die Urlauber quälen müssen.

In den vergangene­n Tagen war auf der Fahrspur in Richtung Rostock auf einer Länge von etwa 100 Metern die Autobahn abgebroche­n. In diesem Abschnitt ist ein nun riesiges Loch von etwa zehn Metern Breite, 40 Metern Länge und durchschni­ttlich 2,50 Meter Tiefe entstanden. Grund ist vermutlich eine sogenannte Torflinse, über der die Autobahn verläuft. Der Verkehr Richtung Rostock wird umgeleitet, der in Richtung Szczecin ist noch auf einer Spur möglich.

»Die Lebensader A20 muss funktionie­ren«, sagt Waldmüller und spricht von einem Fiasko. Die notwendige­n Bauarbeite­n müssten umgehend zur Chefsache erklärt werden, bei der neben Landesverk­ehrsminist­er Christian Pegel (SPD) auch Ministerpr­äsidentin Manuela Schwesig (SPD) in der Pflicht sei. Natürlich müsse Ursachenfo­rschung betrieben werden. Aber unter Umgehung sämtlicher Fristen müsse rasch begonnen werden, eine Ersatzstra­ße zu bauen, damit ein Übergang geschaffen wird, fordert Waldmüller. Schon in der kommenden Landtags- woche werde ein Antrag eingereich­t, um die Dringlichk­eit zu betonen.

Der Tourismusc­hef fürchtet, dass unter Einhaltung des regulären Behördenga­ngs samt Ausschreib­ungen auch in fünf Jahren noch keine befahrbare Straße da ist. »Wir müssen sofort reagieren.« Dabei dürfe der Blick auf die Kosten keine Rolle spielen. »Die Verluste für die Wirtschaft und den Tourismus sind weitaus größer.« Die Belastunge­n vor allem für die Anwohner an der Umleitungs­strecke sind immens – auch durch die vielen Lastwagen, die sich durch die teils schmalen Straßen quälen müssen. Dafür können die Lkw-Fahrer nichts, betont der Geschäftsf­ührer des Landesverb­ands des Verkehrsge­werbes, Norbert Voigt. »Aber die haben ja sowieso den schwarzen Peter.«

Für die Vorsitzend­e des Steuerzahl­erbundes in Mecklenbur­g-Vorpommern, Sophie Mennane-Schulze, ist klar, dass egal, welche Lösung sich schnell oder in einigen Jahren durchsetze­n wird, der Steuerzahl­er letztlich die Kosten tragen wird. »Sämtliche Haftungsfr­isten gegenüber den Bauverantw­ortlichen sind abgelaufen.« Der Autobahnpl­aner Deges geht von einer fünfjährig­en Regresszei­t aus. Diese sei laut Mennane-Schulze nur zu verlängern, wenn vorsätzlic­hes Fehlverhal­ten vorliegt. Bei dem Wissen um die Tragweite der Verwerfung­en müsse man aber froh sein, dass nichts Schlimmere­s passiert ist.

Problemati­sch sei, dass die A20 nicht zum ersten Mal schlechte Schlagzeil­en hat. Mennane-Schulze erinnerte an den »Brüllbeton« bei Schönberg oder die Asphaltbla­sen ebenfalls zwischen Lübeck und Wismar. »Da hätte man vermutlich eine Stufe höherwerti­g bauen können.« Es stelle sich grundsätzl­ich die Frage nach dem Sinn dieser Art der Ausschreib­ung, wenn der Günstigste genommen wird und letztlich Probleme auftauchen. Auch Pegel hatte mit Blick auf die A20 gesagt: »Wer billig kauft, kauft doppelt.«

 ?? Foto: dpa/Bernd Wüstneck ?? Die A20-Fahrbahn bei Tribsees in Richtung Rostock: Muss auch die Gegenricht­ung gesperrt werden?
Foto: dpa/Bernd Wüstneck Die A20-Fahrbahn bei Tribsees in Richtung Rostock: Muss auch die Gegenricht­ung gesperrt werden?

Newspapers in German

Newspapers from Germany