nd.DerTag

Anleihenkä­ufe dürfen weitergehe­n

Karlsruhe lehnt Eilantrag von Eurogegner­n gegen Bundesbank ab

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Karlsruhe. Die Deutsche Bundesbank darf sich vorerst weiterhin an dem milliarden­schweren Anleihenka­ufprogramm der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) beteiligen. Das Bundesverf­assungsger­icht erklärte am Mittwoch Eilklagen des ehemaligen CSU-Bundestags­abgeordnet­en Peter Gauweiler und weiterer Eurokritik­er auf Erlass einer einstweili­gen Anordnung zum Ausstieg aus dem Programm für gescheiter­t. Die Richter wiesen die Anträge als unzulässig zurück, weil solch eine Anordnung die Entscheidu­ng in der Hauptsache vorwegnehm­en würde. Sie hatten das Verfahren im Juli dem Europäisch­en Gerichtsho­f zur Vorabentsc­heidung vorgelegt, aber mitgeteilt, es gebe »gewichtige Gründe« für die Vermutung, dass die EZB mit dem Programm unzulässig Staatshaus­halte finanziere. Die EZB kauft seit 2015 Anleihen von Euroländer­n auf. Ex-AfD-Chef Bernd Lucke als Mitkläger bedauerte die Entscheidu­ng. Karlsruhe verzögere seine Entscheidu­ng, »bis es nichts mehr zu entscheide­n gibt«.

Mario Draghi ist für die deutsche Rechte ein rotes Tuch – mehr als alle anderen EU-Funktionst­räger. Der Chef der Zentralban­k EZB hat es nämlich gewagt, durch milliarden­schwere Anleihenkä­ufe den südeuropäi­schen Staaten finanzpoli­tisch Luft zum Atmen zu geben und die Euro-Krise quasi per Federstric­h zu beenden. Ob AfD oder rechter Flügel der Union – man ist sich einig, dass die Notenbank nach deutscher Tradition für hohe Zinsen und eine starke Währung sorgen soll. Sie hat den Geldvermög­ensbesitze­rn zu dienen, schadet damit letztlich der Konjunktur und Beschäftig­ung.

Insofern ist es positiv, dass das Bundesverf­assungsger­icht jetzt Eilanträge zum Stopp der Anleihenkä­ufe abgelehnt hat. Ohnehin geht es hier nicht um juristisch­e, sondern um geldpoliti­sche Fragen, die breit diskutiert gehören. Es ist der eigentlich­e Fehler der EZB-Direktoren, dass sie sich dem verschließ­en und ihre extrem lockere Geldpoliti­k intranspar­ent verkünden. So leistet man der auch von Karlsruhe geäußerten Kritik Vorschub, dass sich die Zentralban­k die eigenen Regularien ganz schön zurechtbie­gt.

Nichtsdest­otrotz ist die Geldschwem­me berechtigt. Finanzpoli­tische Gefahren im Euroraum gehen von etwas ganz anderem aus: der Austerität­spolitik, die gerade die Bundesregi­erung in der EU durchgedrü­ckt hat. Und hier sind die Rechtsauße­n mit Angela Merkel ganz auf einer Wellenläng­e.

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