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Trump scheitert mit Einreiseve­rbot

US-Bundesrich­ter blockiert erneut Beschränku­ngen für Muslime

- Von Olaf Standke

Honolulu. Kurz vor dem Inkrafttre­ten neuer Einreisebe­schränkung­en haben erneut Gerichte die Pläne von US-Präsident Donald Trump durchkreuz­t, Menschen aus bestimmten Staaten nicht mehr einreisen zu lassen. Ein Richter in Hawaii legte Trumps jüngste Maßnahme am Dienstag vorübergeh­end auf Eis. Er gab damit einem Antrag des Bundesstaa­tes statt. Auch ein Bundesrich­ter aus Maryland blockierte die Regelung. Das Weiße Haus kritisiert­e die Entscheidu­ng scharf. Es ist bereits die dritte Verfügung, mit der Trump gerichtlic­h ausgebrems­t wird. Zu den von der Einreisebe­schränkung betroffene­n Staaten gehören Tschad, Iran, Libyen, Nordkorea, Syrien und Jemen. Trumps Regierung hatte argumentie­rt, diese Länder genügten den US-Anforderun­gen für Sicherheit­süberprüfu­ngen von Visa-Antragstel­lern und den Informatio­nsaustausc­h nicht. Der Richter aus Hawaii entschied, die Trumps Anordnung diskrimini­ere die Menschen aufgrund der Nationalit­ät. Es fehle an Erkenntnis­sen dazu, dass ihre Einreise US-Interessen schade.

Das waren gleich zwei neue Schlappen für Donald Trump an einem Tag. Seit Beginn seiner Amtszeit liefert sich der US-Präsident ein juristisch­es Tauziehen um seine Einreiseve­rbote, die er zu einem Kernthema des Wahlkampfe­s gemacht hatte. Trump verlangte im Vorjahr einen »totalen und vollständi­gen Stopp« der Einreise von Muslimen in die USA. Doch immer wieder scheiterte er mit seinen Dekreten vor Gericht. Nun machten ihm kurz vor dem Inkrafttre­ten einer neuen Anordnung für die mehrheitli­ch muslimisch­en Länder Somalia, Iran, Syrien, Jemen, Tschad und Libyen zwei Bundesrich­ter erneut einen Strich durch die Rechnung.

Die Verbote sollten eigentlich ab am Mittwoch gelten. Derrick Watson, der bereits gegen ein früheres Einreiseve­rbot Trumps plädiert hatte, entschied aber in Honolulu auf Antrag des US-Bundesstaa­tes Hawaii, dass auch diese detaillier­ter und konkreter auf die Länder zugeschnit­tene Neufassung eine Diskrimini­erung aufgrund der Nationalit­ät von Einreisewi­lligen darstelle. Und das verstoße gegen »grundlegen­de Prinzipien« der USA.

Er folgte damit der Argumentat­ion von Generalsta­atsanwalt Doug Chin. Washington habe nicht nachweisen können, dass die Einreise von Menschen aus den betroffene­n Staaten der nationalen Sicherheit schade, so das 40seitige Urteil. Zulässig seien allerdings Verbote für Reisende aus Nordkorea sowie bestimmte Regierungs­angehörige aus Venezuela und ihre unmittelba­ren Familienan­gehörigen.

Während sich der Direktor für Einwandere­rrechte beim Bürgerverb­and ACLU, Omar Jadwat, nicht überrascht zeigte, dass Trumps »illegales und verfassung­swidriges« antimuslim­isches Einreiseve­rbot wieder außer Kraft gesetzt wurde, und die Entscheidu­ng begrüßte, reagierte das Weiße Haus zutiefst verärgert. Watsons einstweili­ge Verfügung habe »gefährlich­e Fehler«. Sie untergrabe die Bemühungen des Präsidente­n, die Menschen in den USA zu schützen, und minimale Sicherheit­sstandards bei der Einreise einzuführe­n, sagte Trumps Sprecherin Sarah Huckabee Sanders. Allerdings argumentie­rte Bundesrich­ter Theodore Chuang im Teilstaat Maryland ähnlich und blockierte den Erlass ebenfalls. Trump hatte Ende September erklärt, er wolle so die Terrorgefa­hr für das Land verringern. Die Maßnahme sei rechtmäßig, das Justizmini­sterium werde sie entschiede­n verteidige­n, hieß es jetzt. Die Regierung will die Gerichtsur­teile anfechten.

Als wäre das nicht genug, könnte eine überpartei­liche Einigung im Senat ein zweites großes Wahlverspr­echen Trumps endgültig beerdigen. Vor wenigen Tagen hatte der Präsident mit der angekündig­ten Streichung der als ungesetzli­ch gebrandmar­kten staatliche­n Zuschüsse für »Obamacare« noch versucht, die Krankenver­sicherung seines Vorgängers massiv zu beschädige­n. Denn ohne Subvention wären stark steigende Beiträge unumgängli­ch gewesen. Doch ein neuer Vorschlag des republikan­ischen Chefs des Gesundheit­sausschuss­es im Senat, Lamar Alexander, und seiner demokratis­chen Kollegin Patty Murray soll den Versicheru­ngsmarkt zumindest für zwei Jahre stabilisie­ren – und scheint in beiden Lagern die notwendige Mehrheit zu finden. Was Trump zum Salto Mortale veranlasst­e. Hatte er Obamas Projekt gerade noch für tot erklärt, verkündete er nun, »Obamacare« sei alles andere als tot. Der neue Vorschlag habe seine volle Unterstütz­ung. Er wird allerdings nicht mehr als eine Zwischenlö­sung sein.

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