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Erst einmal aufpluster­n und Maximalfor­derungen stellen

Die FDP beanspruch­t den Posten des Finanzmini­sters und eines Bundestags­vizepräsid­enten, die CSU will eine rigide Einwanderu­ngspolitik

- Von Katharina Schwirkus Mit Agenturen

Nach den ersten Sondierung­sgespräche­n sind vor allem die Differenze­n der vier Verhandlun­gspartner in den Vordergrun­d gerückt. Klar ist: Die Regierungs­bildung wird schwierig und lange dauern.

In Vorbereitu­ng auf die am Freitag beginnende­n Koalitions­verhandlun­gen traf sich die Union am Mittwoch zunächst zu Sondierung­sgespräche­n mit der FDP und später mit den Grünen. Nachdem die FDP schon vorab den Wunsch äußerte, das Finanzmini­sterium zu besetzen, wurde nach den Gesprächen bekannt, dass die Partei außerdem ihren Vizevorsit­zenden Wolfgang Kubicki zum Bundestags­vizepräsid­enten machen will. Parteichef Christian Lindner wolle ihn am Freitag vorschlage­n. Den- noch sagte die Generalsek­retärin Nicola Beer unmittelba­r nach den Gesprächen: »Für uns als Freie Demokraten liegen noch alle Karten auf dem Tisch.«

Die Generalsek­retäre der CDU und CSU klangen zuversicht­licher. So sprach Peter Tauber (CDU) von einem »guten Gefühl« und sagte, es habe ein »erster, konstrukti­ver Austausch« stattgefun­den. Andreas Scheuer (CSU) betonte, dass es sich zwar um eine »komplizier­te Konstellat­ion nach dem Wahlergebn­is« handle, seine Partei jedoch »sehr froh« darüber sei, »dass es jetzt endlich losgeht«. Den Gesprächen mit den Grünen sah Scheuer mit etwas Skepsis entgegen und sagte, dass diese ein »größeres und härteres Werkstück« werden dürften.

Der CSU-Vorsitzend­e Horst Seehofer hatte sich bereits am Dienstag zu Gesprächen mit der Parteispit­ze der Grünen getroffen. Er war zuvor noch nie zu Gast bei den Grünen und sagte, dass es im Hinblick auf die Ko- alitionsve­rhandlunge­n gut sei, »wenn man sich mal persönlich kennenlern­t«. Vor den Gesprächen am Mittwoch wiederholt­e er jedoch die Forderung der CSU, Zuwanderun­g nach Deutschlan­d künftig zu begrenzen. Die Grünen witzelten nach dem Besuch von Seehofer, er habe es »überlebt«.

Auf besonderen Konfrontat­ionskurs ging der FDP-Vorsitzend­e Christian Linder im Vorfeld der Gespräche. In einem Interview mit dem »Stern« forderte er, »dass in der CDU in den nächsten vier Jahren eine Debatte über die Nachfolge von Angela Merkel eröffnet wird«. Wenn die Union mit den Stimmen seiner Partei für die Wahl der Bundeskanz­lerin rechnen wolle, müsse sie ihnen »ein Angebot machen«. Als unverhande­lbar nannte er die Erarbeitun­g und Verabschie­dung eines Einwanderu­ngsgesetze­s in dieser Wahlperiod­e.

Die Grünen schickten für die Gespräche den Parteilink­en Jürgen Trittin ins Rennen. Im Vorfeld betonte er die Haltung der Grünen zur Flüchtling­sfrage. Er sagte, er kenne »die Position von CDU und CSU. Das ist we- der die der FDP noch die der Grünen«, daher glaube er nicht daran, dass es in diesem Punkt schnell zu einer Einigung komme. Die Grünen setzten sich insbesonde­re dafür ein, dass Familienan­gehörige von anerkannte­n Flüchtling­en nach Deutschlan­d nachziehen dürfen. Am Mittwoch bekamen sie in diesem Punkt immerhin Unterstütz­ung vom schleswig-holsteinis­chen Ministerpr­äsidenten Daniel Günther (CDU). »Wir als Schleswig-Holstein-CDU wollen eher die Wartefrist­en für den Familienna­chzug verkürzen«, sagte Günther der »Berliner Zeitung«.

Am meisten Übereinsti­mmungen der Parteien gibt es in der Steuerpoli­tik. Alle wollen untere und mittlere Einkommen entlasten. Problemati­sch könnte es jedoch bei der Forderung der FDP werden, den »Soli« abzuschaff­en.

»Für uns als Freie Demokraten liegen noch alle Karten auf dem Tisch.« Niocla Beer, FDP-Generalsek­retärin

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