nd.DerTag

Aussteiger

- Von Hans-Gerd Öfinger

Dass die Krise der Deutschen Bahn (DB) nach der Rastatt-Delle und dem Sturm Xavier weiter schwelt, drückt sich auch in der DB-Führungset­age aus. So können sich die Mitglieder des DB-Aufsichtsr­ats weiter nicht auf die Besetzung des Vorstandsp­ostens für Logistik und Güterverke­hr einigen. Der seit Monaten als Favorit gehandelte Münsterane­r Jürgen Wilder, bislang Chef der Güterbahn DB Cargo, wäre wohl bei der für Donnerstag geplanten Aufsichtsr­atssitzung erneut am Nein der Arbeitnehm­ervertrete­r und einiger vom Bund ernannter Aufsichtsr­atsmitglie­der gescheiter­t. Nun hat Wilder nicht nur seinen Verzicht auf eine Bewerbung erklärt. Ende Oktober wird er als DB-Cargo-Chef seinen Hut nehmen.

Man habe sich »im besten Einvernehm­en« auf die Beendigung seiner Tätigkeit verständig­t, heißt es bei der DB. Wilder sagte, er wolle »dazu beitragen, dass inhaltlich­e Themen wieder in den Vordergrun­d rücken«. Der Vorstand bescheinig­te ihm »ungewöhnli­ch großes Engagement, den Schienengü­terverkehr wieder nach vorne zu bringen«.

Beschäftig­te, Betriebsrä­te und Gewerkscha­ften sehen das anders. Sie liegen mit Wilder im Clinch. Der 45-Jährige promoviert­e Physiker war erst Ende 2015 von einem Führungspo­sten beim Lokomotivh­ersteller Siemens in die DBCargo-Zentrale gewechselt und hatte der kriselnden Güterbahn einen radikalen Schrumpfku­rs verordnet. Dazu gehören eine Fortsetzun­g des Rückzugs aus der Flächenanb­indung der Güterbahn und der Abbau von Verwaltung­sstrukture­n. Gegen die Streichung Tausender Arbeitsplä­tze gingen die Eisenbahne­r auf die Straße. Einen Aufstieg Wilders in den Konzernvor­stand hätten sie als weitere Klatsche empfunden.

Wilder ist einer von vielen, die sich seit der formalen Privatisie­rung der Bahn im Management die Klinke in die Hand geben und längst über alle Berge sind, wenn sich ihre »Umstruktur­ierungen« nicht als Erfolg erweisen. Für sie ist die DB vor allem eine Sprosse auf der Karrierele­iter. Das »beste Einvernehm­en« deutet darauf hin, dass Wilder weich fallen und woanders zum Zug kommen wird.

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Foto: Deutsche Bahn AG Jürgen Wilder, Chef der DB-Güterbahns­parte, nimmt seinen Hut.

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