nd.DerTag

Ruf nach Sicherheit

Stefan Otto über die Diskussion um einen muslimisch­en Feiertag

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Die Diskussion über muslimisch­e Feiertage wird zwar im Sande verlaufen, doch sie sagt viel über die Stimmung im Land aus. Als Innenminis­ter Thomas de Maizière einen solchen Feiertag auch nur erwähnte, lehnten dies CSU-Politiker mit einer Vehemenz ab, die unmissvers­tändlich war: Deutschlan­d müsse christlich geprägt bleiben. Punkt. Aus. Darüber hinaus sollten mit einer solchen Debatte die selbst ernannten Retter des Abendlande­s auf der Straße kein neues Futter bekommen.

Verwunderl­ich ist die rigorose Ablehnung eines solchen Feiertages aber aus einem anderen Grund: Niemandem würde damit etwas genommen werden. Im Gegenteil – ein zusätzlich­er freier Tag stünde in Aussicht. Wenn etwa das Fastenbrec­hen gefeiert würde, könnte dies auch als Bereicheru­ng angesehen werden und den interkultu­rellen Dialog unterstütz­en.

Aber mit einem Aufeinande­rzugehen tun sich viele schwer, was der Bundestags­wahlkampf gezeigt hat. Die Flüchtling­spolitik war das zentrale Thema, obwohl derzeit ungleich weniger Menschen um Asyl bitten als noch im Vorjahr. Die Angst vor dem Unbekannte­n ist weit verbreitet, das Bedürfnis nach Sicherheit groß. Für die kommende Bundesregi­erung wird es eine zentrale Aufgabe sein, darauf Antworten zu finden. Zu befürchten ist jedoch, dass sie einmal mehr auf Law-and-Order und Ausgrenzun­g setzt.

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