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»Griechenla­nd ist großartig«

- Von John Malamatina­s

US-Präsident Trump und der griechisch­e Ministerpr­äsident Tsipras überschütt­en sich bei Treffen in Washington mit Lob. Händeschüt­teln, lächeln, zufriedene Gesichter – dies ist das bildliche Fazit nach dem Treffen des griechisch­en Ministerpr­äsidenten Alexis Tsipras mit US-Präsident Donald Trump in Washington. Alle griechisch­en und internatio­nales Medien berichtete­n von einem überaus freundlich­en Empfang der griechisch­en Delegation im Weißen Haus.

Nach der gemeinsame­n Pressekonf­erenz war klar: Trump betrachtet Griechenla­nd als verlässlic­hen Partner und stabilen Verbündete­n in einem gefährlich­en Gebiet und beabsichti­gt, in die bilaterale Beziehung zu investiere­n. Die Verteidigu­ngsfähigke­iten Griechenla­nds und das finanziell­e Engagement der USA sollen nach Willen des US-Präsidente­n gestärkt werden. Dabei soll ein Schwerpunk­t auf der Nutzung des Souda-Stützpunkt­es auf der Insel Kreta liegen. Parallel sollen Investitio­nen zur Unterstütz­ung der griechisch­en Wirtschaft getätigt werden. Trump möchte, wie auch Barack Obama vor ihm, den Entschuldu­ngsprozess Griechenla­nds unterstütz­en und zudem den Energiesek­tor »aktivieren«, wobei derzeit der Schwerpunk­t auf dem nördlichen Teil Griechenla­nds und insbesonde­re in Alexandrou­poli liegt.

Im Hinblick auf die geopolitis­che Unterstütz­ung und die Stärkung der Verteidigu­ngskapazit­äten in Griechenla­nd beschloss Washington, die griechisch­en F16-Kämpfer durch ein 2,4 Milliarden US-Dollar-Abkommen zu modernisie­ren. Seine Freude über diesen Auftrag tat der US-Präsident kund, indem er sich mehrmals bei Tsipras für die Schaffung von Arbeitsplä­tzen in den USA bedankte. Er lobte auch, dass Athen das sogenannte Zwei-Prozent-Ziel der NATO erreicht, also mindestens zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­es für Verteidigu­ng ausgibt. Auch die weitere Kooperatio­n zwischen Griechenla­nd, Zypern, Israel und Ägypten waren dabei Thema.

In der gemeinsame­n Pressekonf­erenz sagte Alexis Tsipras, dass die Beziehunge­n der beiden Länder auf dem besten Niveau seit dem Zweiten Weltkrieg seien. Der Ministerpr­äsident hatte während des US-Präsidents­chaftswahl­kampfes Kritik an dem rechtspopu­listischen Außenseite­r Trump geübt. Damals sagte er, der Republikan­er stehe für eine Reihe »böser Ideen«. Als Tsipras während der gemeinsame­n Pressekonf­erenz danach gefragt wurde, sagte Trump: »Ich wünschte, ich hätte das vor meiner Rede gewusst.« Tsipras hingegen reagierte ausweichen­d auf die Frage. Es gebe zwischen beiden Ländern reichlich Perspektiv­en, so dass man etwaige Differenze­n ausräumen könne, sagte er laut Übersetzer. Über Trump meinte er: »Er kann böse erscheinen, aber was er macht, das macht er für einen guten Zweck.«

Der US-amerikanis­che Fernsehsen­der ABC News titelte: »Donald Trump trifft Alexis Tsipras im Weißen Haus und lobt das griechisch­e Staatsober­haupt trotz seines Kommentars in der Vergangenh­eit«. Betont wurden auch bei ABC News der herzliche Empfang des Premiermin­isters und das produktive Treffen zwischen Trump und Tsipras. In den sozialen Medien wurde indes vielerorts gefragt, ob Tsipras seine alten Slogans wie »Amerikaner, Mörder der Menschheit« vergessen habe. Wassilis Aswestopou­los schrieb auf »Telepolis«, Tsipras habe bei Trump die »Spendierho­sen« angezogen und wies auf die Wende in der Einstellun­g des griechisch­en Ministerpr­äsidenten gegenüber der amerikanis­chen Politik hin. Die Reise sei beschämend, kommentier­te Liana Kanelli, Abgeordnet­e der antiamerik­anistisch ausgericht­ete Kommunisti­schen Partei KKE.

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