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Spreepark soll autogerech­t werden

Bürgerinit­iative will keine Parkplätze – Bezirk Treptow-Köpenick hält sie für notwendig

- Von Nicolas Šustr

Mindestens 100, vielleicht sogar 270 Parkplätze sollen nach aktuellen Planungen für die Wiederbele­bung des Spreeparks entstehen. Anwohner fürchten Verkehr und eine Zerschneid­ung des Waldes.

»Man sollte den Mut haben zu sagen, dass es keine Möglichkei­t gibt, mit dem Auto direkt den Spreepark zu besuchen«, sagt Manfred Mocker von der Bürgerinit­iative Pro Plänterwal­d. Das scheint man im Bezirksamt Treptow-Köpenick anders zu sehen. Mindestens 100 und maximal 270 Parkplätze sowie eine »Ertüchtigu­ng« des Dammwegs zwischen Neuer Krugallee sowie dem Gelände des mittlerwei­le seit 15 Jahren brachliege­nden ehemaligen Freizeitpa­rks sind in dem geänderten Aufstellun­gsbeschlus­s zum zu erstellend­en Bebauungsp­lan für das Gelände vorgesehen.

Spielende Kinder und Massen an Menschen seien heutzutage auf dem breiten Weg an schönen Tagen zu beobachten, erklärt Mocker. »Die Ertüchtigu­ng bedeutet einen Ausbau nach dem Standard einer Stadtstraß­e mit zwei Fahrspuren, Radwegen, Entwässeru­ng und so weiter«, so die Einschätzu­ng des Aktivisten. »Dann wird aus dem Weg unter Baumkronen eine 30 Meter breite Schneise durch den kleinen Plänterwal­d«, befürchtet er. Bezüglich der Parkplatzs­uche schwanen ihm ähnliche Verhältnis­se wie an Sommertage­n rund um die Zufahrt zum Strandbad Wannsee. Grün Berlin verspricht jedoch ein »intelligen­tes Parkleitsy­stem«. Was Mocker besonders ärgert: »Das Bezirksamt hatte den Beschluss im März gefasst, während in Abstimmung­srunden von Grün Berlin unter anderem mit uns noch ganz unverbindl­ich über ein Verkehrsko­nzept gesprochen worden war.« Seit 15 Jahren kämpfe man gegen Parkplätze im Wald.

Der geänderte Aufstellun­gsbeschlus­s zum Bebauungsp­lan bezieht sich auf den ursprüngli­chen Beschluss aus dem Jahr 2002. Damals war das Ziel nach der skandalumw­itterten Pleite des einstigen Spreeparkb­etreibers Norbert Witte, das mit hohen Grundschul­den belastete Grundstück einem Investoren schmackhaf­t zu machen. Mit großzügige­n Regelungen sollten vor 15 Jahren zum Beispiel die Betreiber des berühmten Vergnügung­sparks Tivoli aus Kopenhagen gelockt werden. Und da damals bereits eine frühzeitig­e Bürgerbete­iligung durchgefüh­rt wurde, hält man eine erneute Beteiligun­g seitens des Bezirks nicht mehr für notwendig.

»Das ist eine Scheindisk­ussion, die an der Situation überhaupt nichts ändert«, sagt der Treptow-Köpenicker Baustadtra­t Rainer Hölmer (SPD). Im Rahmen des Bebauungsp­lanverfahr­ens werde es natürlich auch die entspreche­nde Bürgerbete­iligung geben. »Die Initiative würde es am liebsten sehen, wenn dort die große Ruhe einkehrt und die Anwohner überhaupt nicht gestört werden«, so Hölmer. Aber in der Demokratie gehe es eben um Kompromiss­e.

»Es sollte wirklich nur eine handvoll Parkplätze geben für die, die sonst den Park überhaupt nicht besuchen könnten«, fordert Mocker. Mit Shuttlebus­sen könnte neben dem SBahnhof Plänterwal­d zum Beispiel das wenig genutzte Parkhaus des Einkaufsze­ntrums am Treptower Park angebunden werden, lautet eine Überlegung der Bürgerinit­iative Pro Plänterwal­d.

»Wir leiten die Verkehrswe­nde ein und richten gleichzeit­ig Autoparkpl­ätze im Wald ein«, zeigt Katalin Gennburg, stadtentwi­cklungspol­itische Sprecherin der Linksfrakt­ion im Abgeordnet­enhaus, den Widerspruc­h zu den Zielen von Rot-Rot-Grün auf. Aber auch das Beteiligun­gsverfahre­n der Grün Berlin hält sie für nicht den Koalitions­zielen entspreche­nd. »Andreas Geisel, damals noch als SPD-Stadtentwi­cklungssen­ator, und Grün Berlin-Chef Christoph Schmidt haben das Konzept als Kunst- und Kulturpark beschlosse­n und dementspre­chend wird es in einem wahnsinnig geschlosse­nen Verfahren durchgepla­nt«, sagt Gennburg. »Eigentlich hätten die Menschen, die sich den Park in der Zwischenze­it selbst angeeignet hatten, in der Grundkonze­ption mitreden müssen«, ist die LINKEN-Abgeordnet­e überzeugt.

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Foto: nd/Ulli Winkler Sind neue Parkplätze im Wald Dinosaurie­r-Verkehrspo­litik?

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