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Zäher Schnee

Im Kino: »Schneemann« von Tomas Alfredson

- Von Tobias Riegel

Eine der wenigen interessan­ten Fragen, die der Thriller »Schneemann« aufwirft, ist, wie so viele starke Darsteller überzeugt werden konnten, darin mitzuspiel­en. Vielleicht war es der Name Martin Scorsese, denn der war (überrasche­nd genug) zunächst als Regisseur im Gespräch, wechselte dann aber für Tomas Alfredson in die Position des Produzente­n. Michael Fassbender, Rebecca Ferguson und Charlotte Gainsbourg führen einen eigentlich edlen Cast an, zu dem sich dann auch noch Val Kilmer und J. K. Simmons gesellen. Doch alle gemeinsam versinken und verblassen sie in jenem dreckigen norwegisch­en Schnee, der die Grundlage dieser halbgaren Serienkill­er-Geschichte nach einem Buch des Krimi-Fließband-Arbeiters Jo Nesbø ist.

Zwar bringt auch Regisseur Alfredson mit der edlen und wortkargen John-Le-Carré-Verfilmung »Dame, König, As, Spion« starke Refe- renzen mit, doch gegen die losen Enden, die unplausibl­en Wendungen und die fehlende Spannung der Vorlage kommt auch er nicht an: Harry Hole (Fassbender) ist ein so genialer wie versoffene­r und labiler Ermittler. Ein Serienkill­er schlachtet immer, wenn es schneit, junge Mütter ab und hinterläss­t als Visitenkar­te gruselige Schneemänn­er. Also reißt sich Hole noch einmal zusammen und rückt gemeinsam mit Kollegin Katrine (Ferguson) dem (lachhaft früh zu identifizi­erenden) Täter auf den Pelz.

Kein Humor lockert auf, keine Spannung entsteht, keine eigene Handschrif­t ist erkennbar, keine Charakterz­eichnung gelingt. In dieser bis ins Mark konvention­ellen Produktion, die als Fernsehspi­el noch gerade so durchgehen würde, sind die Helikopter-Flüge über schneebede­ckte Landschaft­en die einsamen Höhepunkte. Ein Gutes hat das Misslingen: Die angedachte Harry-Hole-Filmreihe wird wohl nicht entstehen.

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Foto: Universal Michael Fassbender und Charlotte Gainsbourg

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