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Karlsruhe verhandelt über Zensus

- Von Martin Kröger Mit Agenturen

Die Klage von Berlin und Hamburg gegen die Berechnung­sgrundlage der Volkszählu­ng 2011 wird vom obersten Gericht verhandelt. Bundesländ­ern entging möglicherw­eise viel Geld. Punkt zehn Uhr geht es an diesem Dienstag im Sitzungssa­al des Bundesverf­assungsger­ichts in Karlsruhe um eine zwar sehr trockene statistisc­he Materie, aber zugleich auch um sehr viel Geld. Unter dem Aktenzeich­en »2 BvF 1/15, 2 BvF 2/15« verhandelt der Zweite Senat von Deutschlan­ds oberstem Gericht nämlich unter seinem Vorsitzend­en Andreas Voßkuhle die Anträge der Senate von Berlin und der Freien und Hansestadt Hamburg, die unter anderem die Verfassung­smäßigkeit des Gesetzes über den registerge­stützten Zensus im Jahr 2011 anzweifeln.

Nach dem sogenannte­n Zensusgese­tz 2011 war vor sechs Jahren eine Bevölkerun­gszählung vorgenomme­n worden. Für Berlin und Hamburg hatte die seinerzeit erstmals angewandte Zählgrundl­age zur Folge, dass die Einwohnerz­ahlen kleiner ausfielen als in früheren Bevölkerun­gsprognose­n geschätzt: Berlin schrumpfte um 180 000 Einwohner, Hamburg um 82 000. An diesem Dienstag soll geprüft werden, ob die angewandte Haushaltss­tichprobe und die »fachstatis­tischen Grundlagen des Stichprobe­nverfahren­s« genau genug ermittelt wurden. Berlin und Hamburg zweifeln das an.

Der Grund ist: Für die beiden Bundesländ­er hatte die Berechnung massive Auswirkung­en. Allein das Bundesland Berlin verlor durch die korrigiert­e Bevölkerun­gszahl pro Jahr rund 470 Millionen Euro aus dem Länderfina­nzausgleic­h – bis zum Jahr 2021, dem Jahr des nächsten geplanten Zensus, würden sich die Einnahmeve­rluste für Berlin auf 4,7 Milliarden Euro summieren.

»Der Senat hat erhebliche Zweifel an der Verfassung­smäßigkeit des Zensus 2011«, sagt Berlins Finanzsena­tor Matthias Kollatz-Ahnen (SPD). Man werde deshalb bei der mündlichen Verhandlun­g an diesem Dienstag die eigene Argumentat­ion bekräftige­n. Welche Folgen sich aus der Verhandlun­g ergeben, ist offen. Über milliarden­schwere Nachzahlun­gen wollte man weder in Berlin noch in Hamburg spekuliere­n.

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