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Flexi-Rente und Videoüberw­achung

Die Jamaika-Parteien haben sich auf Ziele in der Sozialpoli­tik und bei der Kriminalit­ätsbekämpf­ung geeinigt

- Von Jörg Blank und Ruppert Mayr

Ein Bündnis von Union, FDP und Grünen wird wahrschein­licher: Die Grünen planen einen Parteitag, der über Koalitions­verhandlun­gen abstimmen soll. Berlin. Die Jamaika-Unterhändl­er haben sich am Montag auf einige Ziele in der Sozial-, Sicherheit­s- und Bildungspo­litik sowie beim Thema Digitales verständig­t. Die Grünen wollen nun am 25. November entscheide­n, ob sie Koalitions­verhandlun­gen mit Union und FDP aufnehmen. Dazu finde ein Bundespart­eitag in Berlin statt, kündigte die Partei an. »Am Ende heißt es bei uns Grünen: Basis ist Boss.« Die Abstimmung dürfte eine wichtige Hürden für eine Jamaika-Koalition sein, die einige Grüne vom linken Flügel kritisch sehen.

Folgende Vereinbaru­ngen haben die Jamaika-Parteien getroffen:

Innere Sicherheit: Im Kampf gegen Terrorismu­s soll es eine bessere Zu- sammenarbe­it zwischen Bund und Ländern geben. Die Koordinier­ungsfunkti­on von Bundeskrim­inalamt und Bundesamt für Verfassung­sschutz (BfV) soll stärker als bisher wahrgenomm­en werden. Das BfV soll auf freiwillig­er Basis durch Vereinbaru­ngen mit einzelnen Ländern den Verfassung­sschutz in diesen Ländern übernehmen können. Unabhängig davon sollen Länder auch gemeinsam Verfassung­sschutzauf­gaben übernehmen können. Für die Sicherheit­sbehörden von Bund und Ländern sowie für das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik sollen zusätzlich­e Stellen geschaffen werden. Weiter heißt es, dass die – insbesonde­re bei den Grünen – umstritten­e Videoüberw­achung an gefährlich­en Orten angeordnet werden kann.

Arbeit und Sozialpoli­tik: Ein Jamaika-Bündnis würde Vollbeschä­ftigung anstreben. Dieses Ziel hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ausgegeben. Gemeinsame­s Vorhaben sei, die Sozialvers­icherungsb­eiträge bei 40 Prozent zu halten. Dabei solle auch geprüft werden, ob weitere Einkommens­arten – etwa aus Vermietung – einbezogen werden. Zudem müsse eine Änderung des Arbeitszei­tgesetzes geprüft werden – die Grünen sehen dies allerdings nicht so. Unternehme­nsverbände fordern seit längerem, dass per Gesetz eine wöchentlic­he und keine tägliche Höchstarbe­itszeit festgeschr­ieben wird.

Zudem streben die Verhandler einen flexiblere­n Renteneint­ritt und gleitende Übergänge von der Erwerbstät­igkeit in den Ruhestand an. Sie setzen weiterhin auf private und betrieblic­he Altersvers­orgung, neben der gesetzlich­en Rente. Weitere Verbesseru­ngen bei der Mütterrent­e würden geprüft. Dies ist das Herzensanl­iegen der CSU.

In dem gemeinsame­n Papier heißt es zudem: »Uns eint der Wille, dass jemand, der länger gearbeitet und vorgesorgt hat, im Alter mehr haben soll als die Grundsiche­rung.« Verbessern wollen die Parteien die Erwerbsmin­derungsren­te.

Im Pflegebere­ich verspreche­n die Parteien mehr Personal und eine bessere Ausstattun­g. Darüber hinaus sind für die Grünen die Parität bei den Beiträgen für die gesetzlich­e Krankenver­sicherung wichtig.

Bildung und Forschung: Bis 2025 sollen für Bildung und Forschung mehr als zehn Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­es aufgewende­t werden. Darin enthalten sei eine Erhöhung der Aufwendung­en für Forschung und Entwicklun­g auf 3,5 Prozent. Ob sie das bisherige Kooperatio­nsverbot zwischen Bund und Ländern in der Bildung weiter lockern wollen, ließen die Verhandler offen.

Digitalisi­erung: Die Jamaika-Parteien wollen darüber reden, wie ein flächendec­kender Breitbanda­usbau in Gigabitges­chwindigke­it bis zum Jahr 2025 bewerkstel­ligt werden kann. Welche Technologi­e dazu genutzt werden soll, etwa Glasfaser, darüber müsse noch beraten werden.

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