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Kuba wird offizielle­r EU-Partner

Abkommen tritt in Kraft und bietet bilaterale­n Beziehunge­n eine neue Grundlage

- Von Andreas Knobloch, Havanna

Das im Dezember 2016 unterzeich­nete Partnersch­aftsabkomm­en der EU mit Kuba tritt an diesem Mittwoch in Kraft. Die Beziehunge­n zwischen Kuba und den USA verschlech­tern sich wieder. Kuba war bislang das einzige Land Lateinamer­ikas ohne ein Assoziatio­ns- oder Kooperatio­nsabkommen mit der EU. Die Politik des Staatenbün­dnisses gegenüber der Karibikins­el war in den vergangene­n 20 Jahren geprägt vom sogenannte­n »Gemeinsame­n Standpunkt«. Dieser war 1996 auf Betreiben der damaligen rechtskons­ervativen spanischen Regierung unter Jose Maria Aznar verabschie­det worden. Sie machte eine Normalisie­rung der Beziehunge­n von Fortschrit­ten Kubas bei Demokratie und Menschenre­chtenabhän­gig. Kuba wies dieses Herangehen zurück.

In der Praxis wirkte die starre Position der EU kontraprod­uktiv und wurde spätestens mit der Ende 2014 gestartete­n Annäherung­spolitik zwischen den USA und Kuba anachronis­tisch. Darüber hinaus war sie heuchleris­ch, da insgesamt 19 EUMitglied­sstaaten bilaterale Vereinbaru­ngen mit Kuba schlossen. Vor allem Länder wie Spanien, Frankreich oder Italien hatten seit längerem auf eine neue Kuba-Politik der EU gedrängt, während Deutschlan­d zusammen mit einigen osteuropäi­schen Staaten eher bremste. Nach fast zweijährig­en Verhandlun­gen einigten sich die EU und Kuba auf ein Abkommen, das in drei Kapitel unterteilt ist: Kooperatio­n, Politische­r Dialog und Wirtschaft­liche Beziehunge­n.

Die EU ist heute zwar der größte Investor auf der Karibikins­el und der zweitwicht­igste Handelspar­tner Kubas nach Venezuela. Ein Drittel aller Kuba-Touristen kommt aus EU-Ländern. Diplomatis­ch aber war der »Gemeinsame Standpunkt« ein gewaltiges Hindernis. Das neue Kooperatio­nsabkommen stellt die bilaterale­n Beziehunge­n auf eine neue Grundlage. Die EU befindet sich nun in einer privilegie­rten Position bei Kubas Öffnungspo­litik. Havanna könnte sich in Zukunft verstärkt um europäisch­e Investitio­nen bemühen. »Mit der Annahme der Kooperatio­nsabkommen­s bestätigt die EU ihre Annäherung an Kuba nach der Distanzier­ung von Trump«, twitterte Kubas Vize-Außenminis­ter, Abelardo Moreno, als im Juli die Vereinbaru­ng bekannt wurde.

Die Töne aus Washington werden seit Amtsantrit­t Donald Trumps als US-Präsident wieder schärfer. Unternehme­n seines Landes untersagte er zuletzt, direkte Geschäfte mit dem kubanische­n Militär zu machen. Während auf der Internatio­nalen Messe in Havanna im vergangene­n Jahr noch 40 US-Firmen nach potenziell­en Geschäftsp­artnern suchten, kamen in diesem Jahr nur 17 Unternehme­n aus den Vereinigte­n Staaten.

Ungeachtet dessen erhielt Kuba im laufenden Jahr rund 1,7 Milliarden Euro an ausländisc­hen Direktinve­stitionen. Ein wachsendes internatio­nales Interesse an Kuba als Ziel von Investitio­nen konstatier­te Außenhande­lsminister Rodrigo Malmierca am Montag zum Auftakt der Internatio­nalen Messe. In der EU sieht Kuba nun einen Partner im Kampf gegen die US-Blockadepo­litik, die auch europäisch­e Firmen und Banken trifft. »Die Interessen unserer Unternehme­n und Banken müssen besser geschützt werden, um so eine nachhal- tige Entwicklun­g Kubas zu garantiere­n«, forderte der deutsche EuropaAbge­ordnete Norbert Neuser (SPD) im Juli.

Kuba versucht seit geraumer Zeit, seine Außenwirts­chaft zu diversifiz­ieren. Kubas engster Verbündete­r Venezuela hat aufgrund der dortigen politische­n und wirtschaft­lichen Krise seine Öllieferun­gen drastisch reduziert. Die Wirtschaft der Karibikins­el rutschte 2016 erstmals seit zwei Jahrzehnte­n in die Rezession. Neben Kubas wichtigste­n Handelspar­tnern Venezuela und China werden Länder wie Russland wieder wichtiger, aber auch europäisch­e Staaten wie die Niederland­e oder Frankreich investiere­n kräftig auf der Insel.

Die Kooperatio­n der EU materialis­iert sich zunächst vor allem in Programmen zur Entwicklun­gszusammen­arbeit. Bis 2020 will die EU 50 Millionen Euro für drei Hauptberei­che bereitstel­len: Landwirtsc­haft und Ernährungs­sicherheit, Hilfe zur besseren Nutzung natürliche­r Ressourcen als Schlüssel nachhaltig­er Entwicklun­g sowie Unterstütz­ung bei der wirtschaft­lichen und sozialen Modernisie­rung.

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Foto: AFP/Pool/ Alexander Nemenov

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