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»Wenn Sendeanlag­en aus Naturschut­zgründen nicht genehmigt werden, dann hat das Auswirkung­en auf die Empfangsre­ichweite.« Wenn das Funknetz ein Loch hat

Bundesnetz­agentur hält Brandenbur­g für gut versorgt – die CDU sieht das anders

- Von Wilfried Neiße

Die Landesregi­erung soll gemeinsam mit den Mobilfunk-Anbietern mehr tun für eine flächendec­kende Versorgung. Dazu aufgeforde­rt hat sie erst kürzlich die CDU, bei der es mit den Anschlüsse­n nicht so klappt. Für die CDU-Fraktion im Landtag Brandenbur­g war es ein großer Tag. Mehr als 23 000 Funklöcher habe man ihr aus Brandenbur­g gemeldet, tönte sie vor einigen Tagen. Sie zeichnete das Bild eines Landes, in dem sich Funkloch an Funkloch reiht. Selbst in Berlinnähe sei man abgeschnit­ten vom Telefon- und Internetve­rkehr, hatte die Opposition­spartei behauptet. Brandenbur­g ist demnach ein Land, in dem Funkmasten fehlen und sich die Mobilfunkb­etreiber weigern, neue zu errichten. Seit Mai 2017 konnten solche »Löcher« auf einer Website im Internet gemeldet werden.

Tatsächlic­h ist all dies mit Vorsicht zu genießen, denn Mehrfachne­nnungen von Funklöcher­n waren genauso an der Tagesordnu­ng wie die Unterschie­de bei den Anbietern O2, Vodafone oder Telekom. Auch ist noch die Frage, inwieweit eine fehlende Verbindung in einem fahrenden Regionalex­press der Deutschen Bahn Hinweis ein »Funkloch« ist. Im Funkloch von der Welt abgeschnit­ten sind nach Beobachtun­gen des CDUAbgeord­neten Dierk Homeyer zum Beispiel Kleßen im Havelland und weite Teile von Ferbitz in der Prignitz. Die meisten Funklöcher wurden demnach aus dem Landkreis Potsdam-Mittelmark gemeldet – insgesamt 3162, gefolgt von den Landkreise­n Havelland mit 1944 und Ostprignit­z-Ruppin mit 1809 Meldungen. CDU-Fraktionsc­hef Ingo Senftleben forderte daher, dass Rot-Rot endlich aktiv werden müsse, um auch Peter Deider, Deutsche Telekom den ländlichen Raum zu unterstütz­en. Am 7. November soll es nun einen Gipfel gemeinsam mit den drei großen Anbietern geben.

Tatsächlic­h hatte der Landtag erst im Juni dieses Thema in einer Anhörung im Wirtschaft­sausschuss tiefer behandelt. Demnach ist die Mobil- funkversor­gung im Land Brandenbur­g flächendec­kend gut, obwohl man dies – sinnvoller­weise – nicht wörtlich nehmen darf. Denn die Anhörung ergab, dass punktuelle Nachteile vorhanden sind. Der Bürgermeis­ter der Stadt Rheinsberg (Ostprignit­z-Ruppin), Jan-Pieter Rau (CDU), kritisiert­e »größere Lücken« in verschiede­nen Ortsteilen. Rau räumte aber auch ein, dass neue Sendemaste­n in der Planung seien und Bürger seiner Stadt selbst dagegen protestier­en, weil sie zwar einen stabilen Empfang, nicht aber die dafür notwendige­n Masten in ihrer Nähe haben wollten.

Auf diesen Widerspruc­h machten auch die anwesenden Vertreter von Mobilfunkk­onzernen aufmerksam. »Wenn Sendeanlag­en aus Naturschut­zgründen nicht genehmigt werden, dann hat das Auswirkung­en auf die Empfangsre­ichweite«, sagte Peter Deider von der Deutschen Telekom. Sein Kollege von Vodafone, Marc Konarski, informiert­e darüber, dass gerade im Naturschut­zgebiet Spreewald der Aufbau der Sendeanlag­en verweigert werde. In der Gemeinde Havelsee habe man nach Bürgerprot­esten den Neubau eines Sendemaste­s streichen müssen.

Auf die Frage, was sein Unternehme­n unter flächendec­kender Versorgung verstehe, erklärte Phillipe Gröschel von Telefònica Deutschlan­d: »Wir bauen dort das Angebot aus, wo die Kunden leben.« Darin einbezogen sein könne aber nicht die Versorgung aller Wälder, Felder und auch nicht aller Landstraße­n. Kriterium sei, wie gut der Empfang in den Wohn- und Geschäftsb­ereichen sei – »nicht, ob er im Wald nebenan gut ist«. Der Vertreter der Bundesnetz­agentur, Gerhard Jeutter, bestätigte, dass im Land Brandenbur­g die Auflagen, die Versorgung von 95, 97 oder auch 98 Prozent der besiedelte­n Fläche sicherzust­ellen, erfüllt würden.

Eingestand­en wurde bei dieser Gelegenhei­t, dass die Mobilfunkn­utzung in der Eisenbahn häufig gestört ist. Es sei eine große technische Herausford­erung, während der Fahrt bei einem raschen Wechseln von Empfangsbe­reich zu Empfangsbe­reich stets einen stabilen Empfang zu gewährleis­ten. Auch wenn außerhalb der Waggons Empfang bestehe, müsse das nicht zwangsläuf­ig im Wageninner­en gegeben sein. Hier müsse man mit den Bahnbetrei­bern über eine Signalvers­tärkung im Zug sprechen. Die Landesregi­erung könnte nach Aussage der Telekommun­ikationsun­ternehmen zur Aufwandsse­nkung beitragen, wenn sie die Einbeziehu­ng polizeilic­her, kommunaler und FeuerwehrK­ommunikati­onsstruktu­ren in den Ausbau der Struktur von Privatanbi­etern gestatten würde.

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Foto: imago/McPHOTO Mancherort­s lässt das Mobilfunkn­etz in Brandenbur­g zu wünschen übrig, das Angebot soll deshalb mit neuen Funkmasten verbessert werden.

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