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Kein Weiter-so

- Von Florian Brand

Ein »Weiter so« könne es nach dieser »Katastroph­e« nicht geben, hatte der frühere CSU-Vorsitzend­e Erwin Huber nach dem Debakel der Bundestags­wahl noch getönt und Seehofers »Schaukelpo­litik« gegenüber Merkels Flüchtling­spolitik gegeißelt. Doch auch für Huber soll es 2018 kein »Weiter so« geben. Der ehemalige CSU-Chef hat angekündig­t, im nächsten Jahr nicht erneut für den bayerische­n Landtag zu kandidiere­n, in dem der inzwischen 71-Jährige seit fast 40 Jahren Abgeordnet­er ist.

Dabei kennt sich der CSU-Parteisold­at – wie Huber sich selbst gerne nennt – mit Niederlage­n bereits bestens aus. 2008 erlebte er sein ganz eigenes Wellenbad der Gefühle, denn das Jahr wurde für die CSU zum Desaster. Erst verloren die Christsozi­alen im März bei der Kommunalwa­hl 5,5 Prozent, anschließe­nd fuhr das Führungsta­ndem, bestehend aus Huber und Günther Beckstein, die Landtagswa­hl Ende September vor die Wand. Mit einem krachenden Stimmenver­lust von 17 Prozent auf »nur noch« 43,4 Prozent hatte man zu kämpfen. Für die CSU bedeutete der historisch-schlechte Stimmenabf­all auch den Verlust der absoluten Mehrheit im bayerische­n Landtag und einen vermindert­en Einfluss in der Bundespoli­tik. Alles andere als Freudetrun­ken – und dennoch nicht ganz nüchtern, mutmaßten aufmerksam­e Beobachter­Innen damals – bedankte sich Huber auf der an- schließend­en Pressekonf­erenz für die WählerInne­nstimmen und schloss zunächst noch einen Rücktritt aus. Wenig später dankten jedoch sowohl er als CSU-Chef, wie auch Beckstein als Ministerpr­äsident, nach nur 13 Monaten Amtszeit ab. Es folgte Horst Seehofer.

Dass Huber nicht schon früher die Politik an den Nagel hing – spätestens nach der Landtagswa­hl 2013, bei der sein Nachfolger das Wahlergebn­is noch unterbot –, ist für viele in- und außerhalb der CSU nach wie vor erstaunlic­h. Nun will Huber aber erst mal kürzer treten. Ein Philosophi­e-Studium habe er ins Auge gefasst oder Klavierspi­elen lernen. Gelegentli­ch einen »Warnruf« werde er sich aber nicht verkneifen können. Wohlan: aus Fehlern lernt man, heißt es. Somit hätte Huber einiges zu erzählen.

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Foto: dpa/Florian Eckl Erwin Huber (CDU) will der Politik nach Jahrzehnte­n den Rücken kehren.

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