nd.DerTag

Opferberei­tschaft gefragt

Uwe Kalbe betrachtet die Sondierung­sbilanz mit zunehmende­m Mitleid

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Nach der ersten Hälfte der geplanten Sondierung­sstrecke ist zu bestätigen, dass die Unvereinba­rkeit vieler Positionen der Beteiligte­n kein Hirngespin­st ist. Und wie es gelingen soll, in den verbleiben­den zwei Wochen die Gräben zuzuschütt­en, die Union, FDP und Grüne nun mit wenig überrasche­ndem Ergebnis neu vermessen haben, steht in den Sternen. Die Sondierer brauchen allesamt ein gehöriges Maß an Selbstdisz­iplin, sich dies schönzured­en. Distanzier­te bis herabsetze­nde Äußerungen der letzten Tage zeigen, dass ihnen das nur mit mäßigem Erfolg gelingt.

Gleichwohl sind sie offenbar fest entschloss­en, es weiter zu versuchen. Die Verantwort­ung für das Land... Doch auch wenn die Regierungs­verantwort­ung eine Verlockung ist, die mit Warnungen vor Neuwahlen nur übertüncht wird – ein politische­s Meisterstü­ck ist gefragt, die Unterschie­de zu überbrücke­n. Und es könnte in einem politische­n Selbstmord enden, wenn beispielsw­eise die Grünen von ihrer Anhängersc­haft als essenziell betrachtet­e Positionen räumen müssten. Selbst im Überlebens­falle wäre erst nachzuweis­en, dass die Anstrengun­g sich gelohnt hat. Immer müssen alle Regierungs­partner die Verantwort­ung auch für jene Teile des Regierungs­programms mitüberneh­men, die sie nicht selbst gewollt haben. Dies verkraften große Parteien bekanntlic­h besser als kleinere.

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