nd.DerTag

Halbe Kapitulati­on

Simon Poelchau über die Nominierun­g von Jerome Powell zum neuen Fed-Chef

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Donald Trump wollte ja aus der Neubesetzu­ng des Vorsitzes der US-Notenbank Fed eine große Show machen. Doch die Wahl von Jerome Powell zum designiert­en Nachfolger von Amtsinhabe­rin Janet Yellen zeigt mal wieder, dass sich der US-Präsident in der Realität nicht wirklich durchsetze­n kann.

Powell ist sicher geeignet für den Chefposten bei der mächtigste­n Notenbank der Welt. Aber – gerade auch deswegen – steht er nicht für einen Neuanfang bei der Fed im Sinne Trumps. Der ist Yellen jetzt zwar los, die von Barack Obama zur Chefin gemacht wurde. Dies ist aber das Einzige, was Trump nun durchsetze­n konnte, und das Mindestes, das er schaffen musste, nachdem er im Wahlkampf so sehr gegen sie geschossen hatte. So ist Powell zwar Republikan­er, aber auch er wurde von Obama auf seinen Sitz im Fed-Vorstand gehievt. Trotz seiner Parteizuge­hörigkeit ist er weitaus näher an den geldpoliti­schen Vorstellun­gen seiner Vorgängeri­n als an denen Trumps. In der Zinspoliti­k wird Powell so weitermach­en wie Yellen und auch die Finanzmärk­te wird er wohl entgegen Trumps Wunsch nicht groß deregulier­en wollen.

Doch Trumps halbe Kapitulati­on kommt wohl nicht von neuen Einsichten in der Geldpoliti­k, sondern vielmehr aus der Erkenntnis, dass machtpolit­isch nicht mehr drin war. Schon jetzt sind drei Posten im Fed-Vorstand vakant, die Trump besetzen muss, und für die er die Zustimmung des Senats braucht.

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