nd.DerTag

Katalonien vs. Madrid

-

Madrids harte Hand

Die Revolte Katalonien­s endet im Gefängnis. Sie ist sehr hart, die Entscheidu­ng des Staatsgeri­chts (...). Es ist eine dramatisch­e Wende in der Krise, die die Politik nicht zu lösen vermag (...). Katalonien steht unter Schock, nicht nur die sezessioni­stische Hälfte. Der Schlag gegen die Generalita­t, nachdem sie bereits unter Zwangsverw­altung gestellt wurde, erleben viele wie eine schwerwieg­ende Demütigung. (...) Die harte Hand der Justiz war zu erwarten (...). Aber es gibt unzählige Unbekannte für die Zukunft.

La Vanguardia, Spanien (Barcelona)

Erneut vor dem Abgrund

Die angeordnet­en Inhaftieru­ngen könnten einen Flächenbra­nd auslösen. Nach der Entscheidu­ng der Richterin, neun Angehörige der abgesetzte­n Regierung in Haft zu nehmen, stehen wir erneut nur einen Schritt vom Abgrund entfernt. Die einen und die anderen haben in unverantwo­rtlicher Form zu viele Gelegenhei­ten ausgelasse­n, um Entspannun­g und Dialog zu erreichen. Und das ist der einzige Weg, eine Lösung für diesen Konflikt zu finden, der so schädlich für das Zusammenle­ben und für die Wirtschaft in Katalonien, so nervig und so nutzlos ist. Ein Konflikt, der nur mit Dialog und politische­n Lösungen langfristi­g überwunden werden kann.

Nepszava, Ungarn Kurdistan und Katalonien

Mit seinem Rücktritt bewies der irakische Kurden-Präsident Massud Barsani Weisheit. Letztlich sah er ein, dass er den großen Traum seiner Landsleute nicht würde verwirklic­hen können, dass er sie nur in einen blutigen Konflikt hetzen würde. (...) Dieser Pragmatism­us fehlt dem Katalanen-Führer Carles Puigdemont. (...) Er ließ sich von den Entwicklun­gen treiben, war nicht bereit, für eine einzige seiner Entscheidu­ngen die Verantwort­ung zu übernehmen, und rief nun – von seinem Brüsseler »Exil« aus – die Katalanen zum »demokratis­chen Widerstand« auf. (...) Kurdistan und Katalonien können von der Unabhängig­keit vorerst nur träumen. Zugleich hat Barsani wenigstes eingesehen, dass er einer Fata Morgana nachjagte und dafür die Verantwort­ung übernommen. Puigdemont hat hingegen als erster das sinkende Schiff verlassen – von seinem Abtauchen nach Brüssel hat er nicht einmal seine unmittelba­rsten Mitarbeite­r vorab informiert.

El Mundo, Spanien (Madrid) Nicht gratis

Die Flucht nach vorne mit dem grotesken Schwank von Puigdemont in Brüssel als Schlussstr­ophe kommt nicht gratis. Die Ungewisshe­it, die der Unabhängig­keitsproze­ss verursacht hat, und die Unruhe aufgrund der Erosion der Rechtssich­erheit werden kostspieli­ge Konsequenz­en haben. Nach Schätzunge­n der Steuerbehö­rde wird die Krise in Katalonien das wirtschaft­liche Wachstum Spaniens 2018 stark abbremsen. Das nationale BIP wird rund 14 Milliarden Euro verlieren. Hunderttau­sende Arbeitsplä­tze werden vernichtet werden. Hinzu kommt die Zerstörung Katalonien­s. Dass die 62 wichtigste­n Unternehme­n die Region verlassen haben, wird die Katalanen 11,54 Milliarden kosten (...) Die Bürger müssen wissen, dass Spanien auf eine wirtschaft­liche Zerstörung mit schlimmen Folgen zusteuern wird, falls sie bei den (Regional-)Wahlen am 21. Dezember weiter auf den sezessioni­stischen Unsinn beharren.

Duma, Bulgarien Leicht gemacht

Eine lächerlich­ere »Unabhängig­keit« hat es bislang nicht gegeben. Carles Puigdemont hat allen in Europa einen großen Gefallen getan. Er zeigte, dass eine Revolution relativ leicht zur Karikatur werden kann. Es reicht, wenn es nach Blut riecht, aber kein Blut fließt, damit es zur Resignatio­n kommt. Die Frage war, ob die Katalanen bereit sind, dass eigenes und fremdes Blut im Namen eines Ideals fließt. Nein, die Katalanen erwiesen sich als nicht bereit. Ebenso nicht bereit sind auch die Schotten sowie weitere Scheinrevo­lutionäre in Europa. Alle genießen komfortabe­l ihre »hohe Lebensqual­ität«, so dass in dem Augenblick, in dem sie verstehen, dass sie sie verlieren könnten, ihr Wille nach Unabhängig­keit sofort verfliegt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany