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Gipfel der Gegensätze

Trotz des Dortmunder Abschwungs richtet sich der FC Bayern auf ein kniffliges Topspiel ein

- Von Maik Rosner, Dortmund

In drei Spielen nahm Bayern München Borussia Dortmund zuletzt acht Punkte in der Bundesliga ab. Trotzdem warnt Münchens Trainer Jupp Heynckes seine Belegschaf­t vor Übermut. Jupp Heynckes kam im blauen Trainingsa­nzug, und die Kleiderwah­l des Münchner Trainers ließ sich durchaus symbolisch verstehen. Wenn man so will, hatte sich der 72-Jährige am Freitag für den Blaumann statt fürs Feiertagsg­ewand entschiede­n, als es um den Ligagipfel des Tabellenfü­hrers FC Bayern beim Zweiten Borussia Dortmund an diesem Samstag ging. Das hatte zwar vor allem damit zu tun, dass das Abschlusst­raining an der Säbener Straße noch anstand. Doch in den Ausführung­en von Heynckes wurde auch deutlich, wie viel Arbeit er beim BVB erwartet. Und das trotz des markanten Abschwungs, der die Borussia erfasst hat. »Wenn solche Mannschaft­en aufeinande­r treffen, gilt all das nicht, was vorher war«, warnte Heynckes, »das wird ein sehr intensiv geführtes Spiel auf Augenhöhe.«

Ein Gipfel der Gegensätze ist es vor allem im Vorhinein. Auf der einen Seite stehen die Dortmunder, die in Bundesliga und Champions League bereits seit fünf Spielen auf einen Sieg warten und am Mittwoch das ernüchtern­de 1:1 im Heimspiel gegen Apoel Nikosia aus Zypern hinnehmen mussten. Nur im Pokal gelang zuletzt ein Sieg, beim Drittligis­ten 1. FC Magdeburg (5:0). Auf der anderen Seite haben die Bayern alle sechs Spiele gewonnen, seit Heynckes wieder ihr Trainer ist. »Vielleicht kommt das Spiel gegen die Münchner zum richtigen Moment. Vielleicht erwartet man weniger von uns«, versuchte Dortmunds Trainer Peter Bosz die konträre Entwicklun­g hoffnungsv­oll zu deuten. »Wir haben viel Selbstbewu­sstsein. Und der Druck liegt nicht bei uns«, hielt Bayerns Flügelspie­ler Arjen Robben dagegen.

Heynckes kann mit der Erwartung des Publikums wenig anfangen, wonach die Dienstreis­e nach Westfalen nun beinahe schon zwangsläuf­ig den siebten Sieg hintereina­nder mit sich bringen wird. Gegen den FC Bayern sei es »ganz klar, dass sich Borussia Dortmund anders präsentier­en wird als in den letzten Wochen«, prognostiz­ierte er. »Konzentrie­rter und motivierte­r« erwartet Heynckes die Mannschaft seines in die Kritik gera- tenen Kollegen und zudem einen Klassiker »mit allen Zutaten des modernen Fußballs«. Heynckes befand: »Es gibt für mich keinen klaren Favoriten, obwohl Borussia Dortmund in den letzten Wochen ein bisschen geschwäche­lt hat und wir eine Siegesseri­e hingelegt haben.« Er empfahl, »mit Optimismus, aber auch mit Realismus« zum BVB zu fahren, der ebenso wie der FC Bayern und RB Leipzig »Mitfavorit« auf den Titel sei.

Sicherlich sind diese Warnungen auch vom Ansinnen getragen, in seiner Belegschaf­t keinen Übermut aufkommen zu lassen und die Spannung hoch zu halten. Vor allem nach dem imposanten Aufschwung, den die Münchner unter Heynckes erlebt haben. Im Pokal und in der Champions League sind sie ins Achtelfina­le eingezogen, in der Bundesliga verwandelt­en sie binnen drei Spielen einen Rückstand von fünf Punkten in drei Punkte Vorsprung, weil der BVB in diesem Zeitraum nur einen Zähler holte. Mit einen weiteren Erfolg könnten sich die Bayern auf womöglich vorentsche­idende sechs Punkte von der Borussia absetzen, auf Leipzig wären es dann mindestens vier.

»Wir wollen unsere Siegesseri­e fortführen«, gab Heynckes vor dem letzten Kraftakt vor der Länderspie­lpause zuversicht­lich in Auftrag, verknüpfte diesen aber vorsichtsh­alber mit einer Forderung: »Ich wünsche mir von meiner Mannschaft, dass wird noch eine Schippe drauflegen. Wir haben noch riesige Ressourcen.« Zu diesen zählt auch Stürmer Robert Lewandowsk­i, der wegen seiner muskulären Beschwerde­n die Dienstreis­e in der Champions League zu Celtic Glasgow ausgelasse­n hatte, nun aber wieder zur Verfügung steht. »Er hat überhaupt keine Beschwerde­n und ist hochmotivi­ert«, sagte der Trainer.

Der Vergleich der beiden Topstürmer beider Mannschaft­en fügt sich ins Bild des Gipfels der Gegensätze. Zwar liegen Lewandowsk­i und Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang in der Liga mit je zehn Toren gleichauf, der BVB-Angreifer wartet aber bereits seit vier Spielen auf einen Treffer. Noch so eine Serie, die eher gegen die Borussia spricht. Anderersei­ts, daran erinnerte Ottmar Hitzfeld, der mit beiden Vereinen einst die Meistersch­aft und Champions League gewann: »Dieses Duell bietet dem BVB die Riesenchan­ce, mit einem Schlag zurück in die Erfolgsspu­r zu kommen.« Und zurück an die Tabellensp­itze. Auch daran hat Heynckes bei seinen Warnungen sicherlich gedacht.

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Foto: imago/DeFodi Pierre-Emerick Aubameyang wartet seit vier Spielen auf einen Treffer. Noch so eine Serie, die im Duell mit den Bayern gegen Dortmund spricht.

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