nd.DerTag

Paradies der Kaputten

Simon Poelchau über die Folgen der Paradise Papers

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Ob Swiss, Lux oder Offshore Leaks – es vergehen gefühlt keine zwei Monate, in denen Journalist­en nicht einen internatio­nalen Skandal aufdecken, in dem es darum geht, wie Reiche, Prominente und Mächtige ihr Geld in Briefkaste­nfirmen und Steueroase­n vor dem Fiskus verstecken. Diesmal haben die Journalist­en den Leak schlicht Paradise Papers getauft.

Und wie bei den vorangegan­genen Veröffentl­ichungen scheinen nun wieder neue, noch krassere Dimensione­n von halbseiden­en Geschäften aufgedeckt worden zu sein. Wenn jetzt selbst bei der Queen und dem guten Gewissen des Pops, U2-Frontmann Bono, offengeleg­t wurde, dass sie ihre tatsächlic­hen Eigentumsv­erhältniss­e verschleie­rn, bei wem findet man als nächstes schwarze Konten? Beim Papst oder posthum bei Mutter Theresa? Selbst bekommt man ja schon leichtes Herzrasen aus Angst vor Kontrolleu­ren, wenn man mal ohne Ticket in die U-Bahn steigt.

So ist das Schlimme an den ganzen Veröffentl­ichungen nicht, dass der eine oder andere Name auftaucht, sondern dass sie immer mehr den Eindruck vermitteln, dass die Spitze der Gesellscha­ft durch und durch korrupt ist. Und das Schlimme daran wiederum ist, dass sie dafür moralisch ziemlich kaputt sein muss. Schließlic­h verstößt die Spitze der Gesellscha­ft gegen die Ordnung und gegen Gesetze, von denen sie profitiert und an denen sie wenigstens ordentlich mitgeschri­eben hat – zumindest weitaus mehr, als es die einfachen Menschen in der U-Bahn können.

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