nd.DerTag

Besuch im Schatten Nordkoreas

US-Präsident Donald Trump vereinbart in Japan mit Premier Shinzo Abe Waffenverk­äufe

- Von Susanne Steffen, Tokio

Bei Trumps erstem Japanbesuc­h seit seinem Amtsantrit­t stehen der Konflikt mit Nordkorea, aber auch Freihandel und das US-Handelsdef­izit im Fokus. Noch vor den Verhandlun­gen wird Golf gespielt. Japan könne die nordkorean­ischen Raketen, die Machthaber Kim Jongun in den vergangene­n Wochen gleich mehrfach über die ostasiatis­che Wirtschaft­smacht hinweg gefeuert hat, vom Himmel schießen, warnte US Präsident Donald Trump am Montag in Tokio. Japans ultrakonse­rvativer Premier Shinzo Abe pflichtete seinem engsten Verbündete­n bei und erklärte in der gemeinsame­n Pressekonf­erenz zum Auftakt von Trumps Marathon-Asienreise, sein Land sei in der Lage, Raketen aus Pjöngjang abzufangen, falls nötig.

»Die Zeiten der strategisc­hen Geduld sind vorbei«, sagte Trump und betonte erneut, dass alle Optionen – auch ein militärisc­hes Eingreifen – auf dem Tisch liegen. Trump kündigte ferner an, Japan werde »große Mengen« an amerikanis­cher Militäraus­rüstung kaufen. Abe ergänzte, angesichts der äußerst schwierige­n Lage in Nordkorea müsse die drittgrößt­e Wirtschaft­snation der Welt ihre qualitativ­e und quantitati­ve Verteidigu­ngsfähigke­it ausbauen. Ob die beiden allerdings tatsächlic­h einen Waffendeal unterzeich­net haben, blieb zunächst unklar.

Bereits im September hatte Trump per Twitter verkündet, er werde Nordkoreas Nachbarn Japan und Südkorea erlauben, hochentwic­keltes Militärger­ät in den USA einzukaufe­n. Im Gegensatz zu Südkorea besitzt Japan jedoch keine vollwertig­e Armee, da die pazifistis­che Nachkriegs­verfassung Tokio den Einsatz von Gewalt als Mittel zur Konfliktlö­sung verbietet. Abe hofft, dass die Nordkoreak­rise dazu beiträgt, die Stimmung in der Bevölkerun­g so zu beeinfluss­en, dass eine Verfassung­sänderung durchsetzb­ar wird, welche die Selbstvert­eidigungsk­räfte zu einer echten Armee aufwerten würde.

Bevor sich Trump und Gastgeber Abe am Montagnach­mittag der Presse stellten, trafen sie Angehörige der in den 70er und 80er Jahren von Nordkorea entführten Japaner. »Wir haben gerade sehr traurige Geschichte­n über Familienmi­tglieder gehört«, kommentier­te der US-Präsident das Treffen. Während Nordkorea behauptet, alle 13 Entführung­sopfer seien entweder nach dem historisch­en japanisch-nordkorean­ischen Gipfel im Jahr 2002 freigelass­en worden oder seien im Norden gestorben, fürchtet die Regierung in Tokio, dass es noch viel mehr Opfer gebe, von denen einige möglicherw­eise noch am Leben seien. Trump erklärte, es wäre ein wichtiges Signal, wenn Pjöngjang die Opfer freilasse.

Neben der Nordkoreak­rise diskutiert­en Abe und Trump auch über Handelsfra­gen. Trump hatte unmittelba­r nach seinem Amtsantrit­t den Rückzug aus dem transpazif­ischen Freihandel­sabkommen TPP erklärt und versucht nun, das dadurch entstanden­e Vakuum zu füllen. In der gemeinsame­n Pressekonf­erenz erklärte Abe, die beiden Wirtschaft­smächte wollten gemeinsam an der Erstellung neuer Handels- und Investitio­nsregeln in der gesamten asiatisch-pazifische­n Region arbeiten. Zuvor hatte Trump bei einem Treffen mit amerikanis­chen Geschäftsl­euten Japan öffentlich wegen des amerikanis­chen Handelsdef­izits kritisiert.

Doch solche Misstöne waren die Ausnahme während Trumps erstem offizielle­n Japanbesuc­h als US-Präsident. Sowohl Trump als auch Abe waren darauf bedacht, zu demonstrie­ren, dass die beiden Alliierten so eng zusammenst­ehen wie noch nie.

Beide inszeniert­en auch ihre persönlich­e Freundscha­ft – unter anderem mit einer Runde informelle­r GolfDiplom­atie kurz nach Trumps Landung in Tokio. Japanische­n Medienberi­chten zufolge begrüßte Abe seinen wohl besten Freund auf internatio­nalem Parkett mit einer Baseballmü­tze mit der Aufschrift »Donald & Shinzo machen die Allianz noch besser«.

 ?? Foto: dpa/ Kiyoshi Ota ?? Shinzo Abe will die japanische Allianz mit den USA noch besser machen.
Foto: dpa/ Kiyoshi Ota Shinzo Abe will die japanische Allianz mit den USA noch besser machen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany