nd.DerTag

Trump: Kein Waffenprob­lem

US-Debatte über schärfere Gesetze nach Massaker

- Von Olaf Standke Mit Agenturen

Auch einen Tag nach dem Massaker in einer kleinen texanische­n Kirche rätselten die Ermittler in den USA über die Motive des 26jährige Devin Patrick Kelley aus dem benachbart­en New Braunfels, der während des Sonntagsgo­ttesdienst­es in Sutherland Springs das Gewehrfeue­r eröffnet und 26 Menschen getötet sowie über 20 weitere verletzt hat. Unter den Opfern befinden sich auch Kinder, u.a. die 14-jährige Tochter des Pastors der First Baptist Church. Greg Abbott, der Gouverneur des Bundesstaa­tes, sprach von der schlimmste­n Tat eines einzelnen Schützen in der Geschichte von Texas. Auf den Tag genau vor acht Jahren waren bei einem Amoklauf im Militärstü­tzpunkt Fort Hood der US Army 13 Menschen erschossen worden.

Befragen kann man Kelly nicht mehr. Wie der TV-Sender CNN am Montag unter Berufung auf den örtlichen Sheriff berichtete, habe sich der Täter selbst getötet, nachdem er auf der Flucht von einem bewaffnete­n Einwohner angeschoss­en worden war. Wie eine Sprecherin der US-Luftwaffe erklärte, habe er seit 2010 auf der Holloman Air Force Base im Nachbarsta­at New Mexico im Bereich Logistik gedient und sei 2012 von einem Militärger­icht wegen Angriffen auf seine Frau und das gemeinsame Kind verurteilt worden. Zwei Jahre später habe man ihn unehrenhaf­t aus den Streitkräf­ten entlassen. In seinem Auto fand die Polizei weitere Waffen.

Nur wenige Wochen nach dem Massaker von Las Vegas mit 58 Toten und kurz nach der Terror-

»Zum Glück hatte jemand anderes eine Waffe, die in die entgegenge­setzte Richtung schoss.«

US-Präsident Trump

attacke in New York löste das Blutbad nicht nur blankes Entsetzen, sondern auch erneut eine Debatte über die Waffengese­tzgebung in den Vereinigte­n Staaten aus. Während Ex-Präsident Barack Obama und andere Politiker der Demokratis­chen Partei wie die Senatorin Elizabeth Warren nachdrückl­ich eine deutliche Verschärfu­ng des Waffenrech­ts forderten, sieht Amtsinhabe­r Donald Trump keinen Handlungsb­edarf. Vielmehr hätten die USA wie in diesem Fall ein großes Problem mit psychische­r Gesundheit. Es sei die Tat eines »sehr geistesges­törten Individuum­s« gewesen, wusste der Präsident in der Ferne seiner Asien-Reise. Und: »Zum Glück hatte jemand anderes eine Waffe, die in die entgegenge­setzte Richtung geschossen hat.«

Trump wurde im Wahlkampf massiv von der einflussre­ichen Waffenlobb­y unterstütz­t und versprach auf dem Kongress der National Rifle Associatio­n (NRA), dass seine Regierung die Gesetze nicht verschärfe­n werde. In Sutherland Springs rund 60 Kilometer östlich von San Antonio leben kaum 400 Menschen. Vor allem in solchen ländlichen Gebieten gehört das in der US-Verfassung verankerte Recht auf Waffenbesi­tz zu den Grundüberz­eugungen vieler Bürger. Der Vorsitzend­e der römisch-katholisch­en US-Bischofsko­nferenz, Kardinal Daniel DiNardo, plädierte dagegen für restriktiv­ere Gesetze und sprach von einem »fundamenta­len Problem« der US-Gesellscha­ft. Eine »Kultur des Lebens« müsse »sinnlose Schusswaff­engewalt in allen Formen verhindern«. Doch der texanische Justizmini­ster Ken Paxton erklärte am Montag, er jedenfalls wolle »keine Hinderniss­e für gesetzestr­eue Bürger errichten, die Schusswaff­en besitzen wollen«.

Newspapers in German

Newspapers from Germany