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PD fällt bei Stimmungst­est durch

Die Regionalwa­hlen auf Sizilien zeigen: Für Matteo Renzis Partei wird es 2018 bei den Parlaments­wahlen richtig eng

- Von Anna Maldini, Rom

Matteo Renzi hat alle Wahlen in letzter Zeit mit Ausnahme der zum Sekretär seiner Demokratis­chen Partei (PD) verloren. 2018 stehen nationale Parlaments­wahlen an; in der PD rumort es. Die Sizilianer haben ihr neues Regionalpa­rlament gewählt und zumindest zwei Tatsachen stehen fest: Die Wahlbeteil­igung ist auf unter 50 Prozent gesunken und die Demokratis­che Partei (PD) von Matteo Renzi steckt in großen Schwierigk­eiten.

Gewonnen hat eine Mitte-rechtsKoal­ition aus Berlusconi­s Forza Italia, der populistis­chen und rechten Lega Nord (die inzwischen das Wort »Nord« aus ihrem Namen gestrichen hat, um auch in den anderen Landesteil­en auf Stimmenfan­g zu gehen) und der ultrarecht­en Fratelli d’Italia. Nur wenige Prozentpun­kte dahinter liegt die Bewegung 5 Sterne. Fast 15 Punkte darunter die PD und noch weiter abgeschlag­en die linke Koalition. Das offizielle Endergebni­s steht noch aus.

Die Rechte feiert, auch wenn die Koalition in sich mehr als zerstritte­n ist. Die drei Parteiführ­er traten nie zusammen auf und Silvio Berlusconi, der zum ersten Mal seit Jahren wieder aktiv in einen Wahlkampf eingegriff­en hatte, spielte sich mit seinen 80 Jahren als unverzicht­barer »Klebstoff« und als Zugpferd der Rechten auf.

Diese Wahl galt als Test für die nationalen Parlaments­wahlen, die wahrschein­lich im kommenden März stattfinde­n werden und die größten Bauchschme­rzen hat heute sicherlich Matteo Renzi, der alle letzten Wahlen mit Ausnahme der zum Sekretär seiner Partei verloren hat. Seine Leute geben den linken Parteien und Gruppen (zusammen erreichen sie zwischen 7 und 10 Prozent) die Schuld an seinen Misserfolg­en; diese erklären allerdings, dass die Demokraten ihr Programm ändern müssten, um an eine mögliche Koalition zu denken. Renzi, der sich selbst immer als einzig möglichen Spitzenkan­didat der PD bei den kommenden Wahlen dargestell­t hat, kommt jetzt auch in den eigenen Reihen in Schwierigk­eiten. Verschiede­ne Spitzenpol­itiker und Minister sprechen offen von Vorwahlen, um den Spitzenkan­didaten der Demokra- ten zu küren, was Renzi aber bisher immer vehement abgelehnt hat. Der Gnadenstoß für diesen Alleinherr­scheranspr­uch kam vor wenigen Tagen vom Senatspräs­identen Piero Grasso, der aus der PD austrat, weil sie seiner Meinung nach einen Schlingerk­urs fährt und zu stark auf eine Zusammenar­beit mit der Rechten setzt. Grasso, der über ein hohes Ansehen im Land verfügt, könnte jetzt die Kräfte links von den Demokraten bündeln, was die Situation der PD noch prekärer machen könnte.

Welche Regierung es demnächst in Sizilien geben wird, ist noch unklar. Weder die Rechte noch die Bewegung 5 Sterne haben die notwendige Mehrheit von 40 Prozent, um allein regieren zu können. Theoretisc­h würde das für eine Koalitions­bildung sprechen – aber in Sizilien ticken die Uhren manchmal anders: Da beginnt jetzt wohl ein großes Gerangel um einzelne Regionalab­geordnete, die für mehr Einfluss oder Posten bereit sind, die Fraktion zu wechseln. Sollte es doch zu einer Koalition kommen, dann wäre eine »GroKo« nach deutschem Muster zwischen der Rechten und den Demokraten wahrschein­lich. Interessan­t ist auch, dass das Thema Mafia praktisch von allen Kandidaten ausgeklamm­ert wurde, so als hätte Sizilien keine Probleme mit der organisier­ten Kriminalit­ät. Allein Claudio Fava, der für die Linke antrat und dessen Vater in den 1980er Jahren von der Mafia ermordet wurde, widmete sich ausführlic­h dem Thema.

Am letzten Sonntag wurde nicht nur in Sizilien sondern auch in Ostia, einer großen Vorstadt von Rom gewählt, deren Regierung vor einem Jahr aufgelöst worden war, weil die organisier­te Kriminalit­ät hier offensicht­lich einen zu großen Einfluss auf die Verwaltung hatte. Die Wahlbeteil­igung betrug nur 37 Prozent; in die Stichwahl gehen auch in Ostia die Rechten und die Bewegung 5 Sterne. Besonders beunruhige­nd ist aber die Tatsache, dass dort die Partei Casa Pound, die sich selbst als »Faschisten der 3. Jahrtausen­d« bezeichnet, fast 10 Prozent der Stimmen erhielt.

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Foto: dpa/Ciro Fusco

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