nd.DerTag

Afrika muss draußen bleiben

- Roland Bunzenthal über die Jamaika-Koalitions­verhandlun­gen

Als in der vergangene­n Woche die Jamaika-Sondierer das Streitfeld Außenpolit­ik aufriefen, sollte die Entwicklun­gspolitik nicht fehlen. Am Ende blieb aber doch keine Zeit mehr, um sich mit fernen Dingen wie dem Schicksal von vier Milliarden Menschen im globalen Süden zu befassen.

Dabei birgt das Thema klare Verbindung­en zu den Debatten über Flüchtling­e und Klimawande­l. Der zur Vermeidung von Fluchtgrün­den aufgestock­te Entwicklun­gsetat und der vom CSUMiniste­r Gerd Müller proklamier­te Kampf gegen die Armut und für Afrikas Umwelt lassen reibungslo­se Koalitions­gespräche zumindest bei diesem Punkt erwarten.

Hinter den hehren Worten des christsozi­alen Entwicklun­gshelfers verbergen sich allerdings kontrovers­e Strategien, um die Armut zu reduzieren. Beispiel dafür sind die Kleinbauer­n Afrikas. Viele von ihnen werden durch die Monokultur­en der Agrar-Multis von ihrem Land verdrängt. Sie leiden durch die gierigen Plantagen unter Dürre, Wassermang­el, Erosion und korrupten Eliten.

Diese neoliberal­e Strategie geht einher mit Forderunge­n nach für die Wirtschaft offenen Grenzen und einem zurückhalt­enden Staat, der Privatinve­storen absichert. Vor diesem Hintergrun­d versuchen sich immer mehr Kleinbauer­n an alternativ­en Ackerbaume­thoden mit Mischkultu­ren, eigenem Saatgut und biologisch­em Dünger. Für Bio-Produkte aus Afrika gibt es in Europa zweifellos einen Markt.

Doch die Wahlprogra­mme der Jamaika-Parteien zeigen ein Desinteres­se an der Thematik. Im 80 Punkte umfassende­n Programm der Grünen findet sich zur NordSüd-Problemati­k nur ein einziger Satz: »Wir wollen einen fairen Handel«, ein Wunsch, der so auch von der CSU stammen könnte. Es ist an der Zeit, dass die Grünen ihre Kernkompet­enz alternativ­e Landwirtsc­haft auch auf internatio­naler Ebene und in die Berliner Verhandlun­gen einbringen.

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