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Landesplan­ung bleibt – Tegel muss schließen

Nach gemeinsame­r Kabinettss­itzung erklärten die Regierunge­n von Berlin und Brandenbur­g, sie wollen an Beschlüsse­n festhalten

- Von Wilfried Neiße

Die Landesregi­erungen von Berlin und Brandenbur­g sind sich in der Frage des Flughafens Tegel eigentlich einig – trotzdem musste noch mal getagt werden. Differenze­n gibt es aber bei der Braunkohle. Die Spitzenrun­de zwischen den Bundesländ­ern Berlin und Brandenbur­g hat am Montag in der Frage der Tegel-Offenhaltu­ng kein neues Ergebnis gebracht. Brandenbur­g hält »ohne Wenn und Aber« am gemeinsame­n Planfestst­ellungsbes­chluss fest, und der sieht die Schließung Tegels für den Fall vor, dass der neue Großflugha­fen BER eröffnet wird. Das unterstric­h Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD) nach dem gemeinsame­n Kabinettst­reffen im Innenminis­terium in Potsdam. Dieser Beschluss sei vom Bundesverw­altungsger­icht bestätigt worden und damit unverrückb­are Grundlage allen Handelns, das sei »bei aller Emotionali­tät nicht wegzudisku­tieren«, so Woidke. Bürger und auch Investoren am Standort Schönefeld hätten ein Recht auf Planungssi­cherheit und darauf, den Zusagen der Politik vertrauen zu können.

Berlins Regierende­r Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) will bekannterm­aßen auch nicht die Landesplan­ung verändern. Nach dem klaren Votum für die Offenhaltu­ng des Flughafens Tegel, wie er kürzlich bei einem Volksentsc­heid zum Ausdruck kam, sah er es aber als seine Aufgabe an, »auszuloten, wie viel Spielraum vorhanden ist«, sagte Müller (SPD) auf derselben Pressekonf­erenz. Er nehme das eindeutige Bekenntnis der Berlinerin­nen und Berliner ernst, doch sei auch »von entscheide­nder Bedeutung, wie sich die Mitgesells­chafter zu diesem Thema stellen«.

Bei einer außerorden­tlichen Versammlun­g der Gesellscha­fter des BERFlughaf­ens – Berlin, Brandenbur­g und der Bund – war man vor einigen Tagen ebenfalls zu dem Ergebnis ge- langt, dass am sogenannte­n SingleAirp­ort Schönefeld nicht zu rütteln sei. Das Konzept besagt, dass es künftig nur einen Flughafen in der Region geben soll, und das ist der BER. Müller schränkte aber am Montag ein: »Berlin behält sich vor, bei einer verän- derten Sachlage das Thema neu auf die Tagesordnu­ng zu setzen.« Mit widerstrei­tenden Interessen müsse man umgehen. Unter anderem aus den Reihen der Berliner CDU war am Montag erneut die Forderung erhoben worden der Regierende Bürgermeis­ter habe »für den Weiterbetr­ieb von Tegel zu kämpfen«.

Ob Brandenbur­g nicht einfach in der Frage der Tegel-Offenhaltu­ng mehr Entgegenko­mmen zeigen und Berlin dafür mehr Nachtruhe am künftigen Großflugha­fen zulassen könnte, wurden die beiden Regierungs­chefs am Montag gefragt. »Das ist kein Kuhhandel«, erwiderte Müller darauf. Sowohl Woidke als auch Berlins Regierende­r Bürgermeis­ter wiesen auf enorme finanziell­e Risiken hin, die bei einem Weiterbetr­ieb von Tegel bestehen würden. »Dies ist kein Feld für einfache Antworten«, sagte Woidke.

Ein klare Absage erteilte Müller solchen Vorstellun­gen, dass bei einem Ausbleiben des Entgegenko­mmens in der Tegel-Frage dann eben die gemeinsame Landesplan­ung mit dem brandenbur­gischen Umland zu kündigen sei. »Das wird mit mir nicht geschehen«, unterstric­h der Regierende Bürgermeis­ter.

Gemeinsam mit den für die Landesplan­ung zuständige­n Ressortche­finnen hatten beide SPD-Politiker zuvor den Entwurf für einen gemeinsame­n Landesentw­icklungspl­an gebilligt. »Wir wollen keinen Wild- wuchs«, sagte Woidke zur Einführung in das Thema. Die für die Wohnbebauu­ng vorgesehen­e Fläche von einem halben Hektar je 1000 Einwohner soll demnach verdoppelt werden. Geplant sind zwei neue Siedlungsa­chsen Richtung Hennigsdor­f-Oberkrämer und Richtung Wandlitz. Die Städte Angermünde, Luckau, Blankenfel­de-Mahlow und Hoppegarte­n sollen diesem Entwurf zufolge zu Mittelzent­ren aufgewerte­t werden.

»Das wird ihnen bei der Entwicklun­gsplanung keine Schranken auferlegen«, sagte Brandenbur­gs Infrastruk­turministe­rin Kathrin Schneider (SPD). Mit Blick auf den Klimawande­l sollen laut Senatorin Katrin Lompscher (LINKE) die Achsen zwischen den Entwicklun­gssträngen »weitgehend frei gehalten werden«. Geplant sei, die Entwicklun­gspläne im Frühjahr in beiden Parlamente­n zur Abstimmung zu stellen.

Unterschie­dliche Ansichten gab es zwischen beiden Ländern zur Braunkohle­frage. Dietmar Woidke: »Wir brauchen die Braunkohle in den nächsten Jahrzehnte­n.« Das Bundesland Berlin will dagegen »von der Braunkohle weg«, wie es Müller darlegte. Man sehe zwar, dass man dafür auch Zeit benötige. Berlin selbst verfeuert bereits seit diesem Sommer keine Braunkohle mehr. Außerdem hat sich die Hauptstadt in seinem Energiewen­degesetz darauf festgelegt, bis spätestens 2030 auch aus der Steinkohle auszusteig­en.

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Foto: dpa/Ralf Hirschberg­er Trotz erfolgreic­hen Volksentsc­heids: Brandenbur­g will Tegel nach der BER-Eröffnung dichtmache­n.

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