nd.DerTag

NSU-Ausschuss berät über Aktenfreig­abe

-

Gesperrte Akten behindern den NSU-Ausschuss des Landtags bei der Aufklärung von etwaigen Verstricku­ngen des brandenbur­gischen Verfassung­sschutzes in die rechtsextr­eme Mordserie.

Potsdam. Im Streit um als geheim eingestuft­e Akten zu den Ermittlung­en gegen die rechtsextr­emistische »Nationale Bewegung« ist der NSU-Untersuchu­ngsausschu­ss des Brandenbur­ger Landtags erneut ins Stocken geraten. Die Abgeordnet­en wollten am Montag Oberstaats­anwältin Marianne Böhm befragen. Sie hatte nach einer verratenen Razzia gegen die Neonazis im Februar 2001 eine interne Ermittlung­sgruppe geleitet. Böhm wies allerdings darauf hin, dass Teile der Akten als geheim eingestuft seien und daher nicht in öffentlich­er Sitzung besprochen werden dürften.

Die Innenexper­tin der GrünenLand­tagsfrakti­on, Ursula Nonnemache­r, beklagte, dass das Justizmini­sterium nicht der Aufforderu­ng nach einer klaren Kennzeichn­ung von geheimen und nicht geheimen Aktenteile­n nachgekomm­en sei. Daraufhin schloss der Ausschussv­orsitzende Holger Rupprecht (SPD) die Öffentlich­keit für Beratungen über das weitere Vorgehen aus.

Die Sitzung sollte am Nachmittag mit nicht öffentlich­en Beratungen über den Umgang mit den Akten fortgesetz­t werden. Daran sollten auch Innenminis­ter Karl-Heinz Schröter (SPD) und Justizmini­ster Stefan Ludwig (LINKE) teilnehmen. Nach einem Schreiben des Innenminis­teriums gebe es Klärungsbe­darf, wie die Abgeordnet­en mit Informatio­nen aus Akten, die als geheim eingestuft seien, im Ausschuss umgehen dürften, sagte Rupprecht.

Anschließe­nd wollte der Ausschuss noch Eike Lancelle hören, der von 1999 bis 2006 Staatssekr­etär im brandenbur­gischen Innenminis­terium war. In seine Amtszeit fielen die Enttarnung­en mehrerer V-Leute des Verfassung­sschutzes sowie die Ermittlung­en gegen die »Nationale Bewegung«. Diese hatte in den Jahren 2000 und 2001 rassistisc­he und antisemiti­sche Anschläge und Propaganda­aktionen verübt.

Die Vernehmung von Oberstaats­anwältin Böhm wurde auf die nächste Ausschusss­itzung am kommenden Freitag verschoben.

Der NSU-Untersuchu­ngsausschu­ss hatte sich am 12. Juli 2016 konstituie­rt, zuvor hatte der Landtag am 26. April 2016 die Einsetzung einstimmig beschlosse­n. Der Ausschuss soll »umfassend aufklären, ob ein Handeln oder Unterlasse­n der Brandenbur­ger Sicherheit­s- und Justizbehö­rden die Bildung und die Taten der Terrorgrup­pe ›Nationalso­zialistisc­her Untergrund‹ (NSU) sowie deren Unterstütz­er begünstigt und/oder die Aufklärung und Verfolgung der von der Terrorgrup­pe begangenen Straftaten erschwert haben«, hieß es damals.

Newspapers in German

Newspapers from Germany