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Abriss der Fachhochsc­hule gestartet

Protestfrü­hstück in der Landeshaup­tstadt konnte umstritten­e Umgestaltu­ng des Zentrums auch nicht verhindern

- Von Andreas Fritsche

Auf dem Bauzaun an der alten Fachhochsc­hule und in einer Infobox soll über die heiß umkämpfte Umgestaltu­ng der Potsdamer Stadtmitte informiert werden. Mit einem Frühstück ab 7 Uhr bemühten sich zwei Dutzend Aktivisten, die Bauarbeite­r »kulinarisc­h zu verführen und so von ihrer eigentlich­en Lohnarbeit abzuhalten«. Es war ein weiterer Versuch, den Abriss der alten Fachhochsc­hule (FH) Potsdam aufzuhalte­n. Erklärtes Anliegen des Frühstücks war es, Baugeschic­hte zu erhalten, »statt die wenigen öffentlich­en Räume der Innenstadt platt zu machen, um privaten Investoren das Feld zu überlassen«.

Doch die umstritten­e Beseitigun­g des Komplexes, die schon seit August vorbereite­t wurde, begann am Montag dennoch. »Erste Arbeiten sind die Entkernung und die Schadstoff­sanierung. Ab April nächsten Jahres erfolgt der Rückbau der Gebäuderek­onstruktio­n«, erläuterte um 12 Uhr Sigrun Rabbe, Geschäftsf­ührerin der Sanierungs­träger Potsdam GmbH. Zum Abschluss solle im Herbst 2018 die Baugrube verfüllt werden. Nur montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr soll gearbeitet werden, um die Lärmbeläst­igung der Anwohner in Grenzen zu halten.

Im Juli war die FH kurzzeitig besetzt worden. Dass es noch einmal dazu kommen könnte, damit rechnet Rabbe nicht mehr, zumal der Bauzaun 2,50 Meter hoch sei und ein Sicherheit­sdienst rund um die Uhr vor Ort. Dieser Bauzaun wird nach au- ßen hin von Holzplatte­n gebildet, die noch rot grundiert und für Ausstellun­gen benutzt werden sollen.

Ihm sei bewusst, dass der Abriss der Fachhochsc­hule »in einem besonderen Fokus« stehe, bekannte Baudezerne­nt Bernd Rubelt. »Daher haben wir uns gegen einen einfachen Bauzaun entschiede­n.« Außerdem soll in einer Infobox über das Projekt informiert werden. Die Box steht schon da. Doch einstweile­n sind am Montagmitt­ag durch die Glasfront nur ein paar Flaschen Putzmittel und zwei Rollen Küchenpapi­er zu erkennen. Gezeigt werden sollen dort aber künftig alle Entwürfe für den Bau von Wohnraum und Gewerbeflä­chen. »Hier verschwind­en keine öffentlich­en Räume«, wies Rubelt die Kritik von Abrissgegn­ern zurück. Das geplante neue Quartier solle keineswegs nur Fassade für die Touristen sein. Rubelt nahm aber auch Abrissbefü­rwortern Wind aus den Segeln, indem er sich gegen die Formulie- rung wehrte, die FH sei »nicht gerade das schönste Bauwerk«. Über Architektu­r lasse sich streiten. Der Zustand sei nicht gut, gewiss, aber dass die in der DDR errichtete FH hässlich sei, wollte Rubelt so nicht stehen lassen.

Für Linksfrakt­ionschef Hans-Jürgen Scharfenbe­rg wurde die beste Chance zum Erhalt des Gebäudes bereits vor Jahren vergeben, als entschiede­n wurde, die FH-Studenten nicht in der Innenstadt zu behalten.

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Foto: Felix Harker Frühstück am Bauzaun

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