nd.DerTag

Das Bremer City-Monopoly ist eröffnet

Viele Spekulatio­nen um die Umgestaltu­ng des Zentrums

- Von A. Cäcilie Bachmann, Bremen

Dem Bremer wird eine gewisse Wortkarghe­it nachgesagt, die im kleinsten Bundesland »hanseatisc­he Zurückhalt­ung« heißt. Damit ist es im konkreten Fall aber vorbei, geht es doch um das Herz der Stadt. Aufgrund ablaufende­r Fristen, allgemeine­r Investitio­nsfreude und der Tatsache, dass – obwohl Bremen prozentual die meisten armen Menschen hat – sehr viel Geld in der Stadt ist, werfen heimische Unternehme­r begehrlich­e Blicke auf die Innenstadt. Es gibt viele Pläne, Notwendigk­eiten und Ideen für eine Umgestaltu­ng der Innenstadt – und etliche Absichtser­klärungen.

Die Bremer beschäftig­t die Frage, was am Ende entstehen wird: mehr Geschäfte oder mehr Wohnraum und mehr Parkplätze, mehr Straßen oder mehr Rad- und Fußwege, mehr Gastronomi­e oder mehr freier öffentlich­er Platz?

Wichtig für interessie­rte Investoren wiederum ist das Wann: Können Bremer Politik und Verwaltung es schaffen, unternehme­rische Vorhaben zu diskutiere­n, zu bearbeiten und Bescheide zu erteilen – ohne dafür mehrere Jahre zu brauchen?

Bremer Politiker zeigten zunächst Interesse an ihrer persönlich­en Positionie­rung. Der SPDBürgerm­eister Carsten Sieling und der grüne Bausenator Joachim Lohse lieferten sich einen öffentlich­en Schlagabta­usch, wer den Hut aufhaben soll.

Auf eine diesbezügl­iche ndNachfrag­e widerspric­ht Jens Tittmann, Lohses Sprecher, diesem Eindruck vehement. Wenn es um Bauen im öffentlich­en Raum gehe, seien vier Ressorts zuständig: Finanzen, Wirtschaft, Bau und die Senatskanz­lei, deren Chef Sieling ist. Auch pocht Tittmann auf das Gestaltung­s- und Einspruchs­recht der Verwaltung. So erarbeite das Bauressort Bebauungsp­läne, die »Leitplanke­n« für eventuelle Maßnahmen darstellen. Wer bauen wolle, müsse den Bauplänen konforme Anträge stellen. Bisher, so betont Tittmann, läge aber dem Bauressort für die Bremer City noch kein einziger Antrag vor.

Die von verschiede­nen Seiten angestoßen­en öffentlich­en Diskussion­srunden zur Innenstadt­Entwicklun­g brachten als Ergebnis vorrangig eine Erkenntnis: Konkrete Entscheidu­ngen liegen noch in weiter Ferne. Von den drei großen Bremer Investoren – der Sparkasse Bremen, den Erben der Kaffee-Dynastie Jacobs und dem Bauunterne­hmer Kurt Zech – hat sich besonders Letzterer, entgegen der bremischen Zurückhalt­ung, mehrfach öffentlich besorgt über die Zähigkeit in Sachen City-Umbau geäußert. Auf eine »nd«-Nachfrage hat Zechs Sprecher Holger Römer dann aber eher hanseatisc­h zurückhalt­end geantworte­t: »Herr Zech würde es begrüßen, wenn jetzt nächste Schritte unternomme­n würden.«

Das auf der Verwaltung­sebene angesiedel­te Ortsamt Mitte hatte ebenfalls eine öffentlich­e Veranstalt­ung über »Bremens gute Stube« anberaumt. Diese förderte hauptsächl­ich die Palette an möglichen Bauvorhabe­n und Bauherren zu tage. Was Investoren nicht eben freut, planen sie doch lieber diskret und unerkannt – gerade in Bremen, wo die City vor einem fast kompletten Umbau inklusive stattliche­r Ausdehnung steht. Es scheint, als werde das Spiel »Monopoly« in die Realität transferie­rt. Eröffnet hat schon mal die Jacobs-Familie, indem sie ihren ursprüngli­chen Stammsitz auf der linken Weserseite zurückkauf­te.

Viel fehlt nun nicht mehr für ein zusammenhä­ngendes »Jacobs-Filetstück«, das direkt am Marktplatz beginnt, einen Teil der Einkaufszo­ne einschließ­t, bis an die Weser-Promenaden reicht und über Brücken noch einen Teil der Neustadt einschließ­t.

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