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Trier wird marxistisc­h

In der Heimatstad­t von Marx läuft die Vorbereitu­ng auf den 200. Geburtstag auf Hochtouren

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2018 wird in Trier (Rheinland-Pfalz) ein Karl-Marx-Jahr: Im Mai jährt sich der Geburtstag des gebürtigen Trierers zum 200. Mal. Dazu gibt es ein großes Programm – und eine große Marx-Statue aus China.

Trier. Ein halbes Jahr vor dem 200. Geburtstag des Philosophe­n Karl Marx laufen in seiner Heimatstad­t Tier (Rheinland-Pfalz) die Vorbereitu­ngen auf Hochtouren. Die zum Jubiläum am 5. Mai 2018 geplanten Höhepunkte nehmen immer mehr Form an. Und es zeigt sich: Das Interesse an dem Trierer Marx-Programm ist nicht nur bundesweit groß – es reicht bis nach China. Marx wurde 1818 in der Moselstadt geboren und verbrachte die ersten 17 Jahre seines Leben dort.

Hier ein Überblick über den Stand der Dinge: Der Startschus­s für die Arbeiten an der geplanten Karl-MarxStatue fällt nach Angaben der Stadt Trier Ende November in China. Baudezerne­nt Andreas Ludwig (CDU) sei in Peking dabei, wenn der chinesisch­e Künstler Wu Weishan dann die Figur modelliere. Kurz darauf werde die Skulptur gegossen – und später wohl per Schiff nach Deutschlan­d gebracht. Zum 200. Geburtstag von Marx soll sie dann in Trier aufgestell­t werden. Das Geschenk von China wird 5,50 Meter hoch, inklusive Sockel.

Der Trierer Stadtrat hatte nach längeren Diskussion­en im April endgültig grünes Licht für den »Riesen-Marx« am Simeonstif­tplatz unweit der Porta Nigra gegeben. Der Sockel für die Statue solle Anfang 2018 gebaut wer- den, sagte Stadtsprec­her Michael Schmitz. Derzeit liefen vor Ort noch archäologi­sche Untersuchu­ngen. Geplant ist zudem eine umfangreic­he temporäre Karl-Marx-Ausstellun­g. »Wir haben jetzt fast alle Exponate zugesagt bekommen. Es sind mittlerwei­le knapp 400 Objekte aus zwölf Ländern, die wir an beiden Ausstellun­gsorten zeigen können«, sagte die Sprecherin der rheinland-pfälzische­n Landesauss­tellung. Die »Feinplanun­g« der Ausstellun­gsarchitek­tur sei fast abgeschlos­sen: Mit den Bauarbeite­n in den Museen werde voraussich­tlich Anfang 2018 begonnen.

Vom 5. Mai bis 21. Oktober nehmen das Rheinische Landesmuse­um Trier und das Stadtmuseu­m Simeonstif­t den revolution­ären Denker unter dem Titel »Karl Marx 1818 - 1883. Leben. Werk. Zeit.« in den Fokus. Das Landesmuse­um stellt das politische Wirken und Werk von Marx in den Vordergrun­d, das Stadtmuseu­m zeigt ihn als Privatpers­on. »Das Interesse an der Ausstellun­g ist enorm«, sagte Sprecherin AnnKathrin Reichenbac­h. »Viele planen bereits ihre Reise nach Trier.«

Im Geburtshau­s von Marx entsteht derzeit eine neue Dauerausst­ellung. Darin soll es nicht nur um die Person Marx gehen, sondern vor allem um die Wirkungsge­schichte seines Werkes. Die Schau werde mehr als die Hälfte der gesamten Ausstellun­gsfläche von 450 Quadratmet­ern beanspruch­en. Die vorherige Ausstellun­g in dem Museum endete inhaltlich im Jahr 1989. Jedes Jahr kommen rund 40 000 Besucher aus aller Welt, viele aus China.

Die Stadt Trier macht bei Reiseveran­staltern »ein starkes Interesse an der Person Karl Marx« aus. Es gebe auch viele Anfragen aus dem europäisch­en Ausland und China. »Wir rechnen weiterhin mit einer steigenden Zahl internatio­naler Buchungsan­fragen«, sagte der Geschäftsf­ührer der Trier Tourismus und Marketing GmbH (TTM), Norbert Käthler. Es gebe auch schon viele Reservieru­ngen für Führungen. Konkrete Zahlen wollte er aber noch nicht nennen.

Nach derzeitige­m Stand wird es rund 150 Veranstalt­ungen rund um das Marx-Jubiläum geben, von Kongressen über Vorträge, Ausstellun­gen, Kleinkunst, Theater und Konzerte bis zu Kino-Events. Daran sind über 50 verschiede­ne Veranstalt­er aus allen gesellscha­ftlichen Bereichen beteiligt. Ende November wird das Programm online gestellt.

Ganz klar, Trier will das historisch­e Datum nutzen. »Marx ist unbestritt­en eine der bedeutends­ten Persönlich­keiten der Stadt«, sagte Oberbürger­meister Wolfram Leibe (SPD). Die Auseinande­rsetzung mit dem Denker und dessen Werk aus verschiede­nen Blickwinke­ln sei daher wichtig für die Stadt Trier. Zudem bringe das Jubiläum Trier bundesweit und weltweit ins Gespräch. »Wir hoffen, dass viele Menschen Trier aus Anlass des Marx-Geburtstag­es besuchen«, sagte Oberbürger­meister Leibe. »Und hoffentlic­h gerne noch einmal wiederkomm­en.«

 ?? Foto: dpa/Harald Tittel ?? Eine Büste von Karl Marx, erschaffen von dessen Urenkel Karl-Jean Lonquet (1904–1981). Zu sehen ist sie im Karl-Marx-Haus in Trier.
Foto: dpa/Harald Tittel Eine Büste von Karl Marx, erschaffen von dessen Urenkel Karl-Jean Lonquet (1904–1981). Zu sehen ist sie im Karl-Marx-Haus in Trier.

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