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Usedom droht noch mehr Verkehr

Vorpommern: Ein Tunnel könnte die Insel zur Zubringers­trecke für Schwerlast­er machen

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Die polnische Stadt Świnoujści­e (Swinemünde) plant den Bau eines Tunnels unter der Świna. Unabhängig davon wird bis 2030 mit einer Zunahme des Gesamtverk­ehrs auf Usedom um 13 Prozent gerechnet.

Usedom. Mit dem Bau eines auf polnischer Seite geplanten Tunnels unter dem Fluss Świna droht der Insel Usedom zum Teil deutlich mehr Verkehr. Wie aus Gutachten des Verkehrsmi­nisteriums von Mecklenbur­g-Vorpommern hervorgeht, könnte je nach Szenario vor allem der Schwerlast­verkehr bis 2030 massiv ansteigen. Das Worst-Case-Szenario mit einem Schwerlast­anteil von 45 Prozent würde dann eintreten, wenn zusätzlich zum Bau des Tunnels die Tonnage-Begrenzung für Lastwagen am Grenzüberg­ang Garz (bislang 7,5 Tonnen) aufgehoben und die Bundesstra­ße 110 ausgebaut werden würde. »Usedom würde dann zu einem Zubringer zum Hafen Swinemünde werden«, sagte Gutachter Christian Bock.

Unabhängig vom Bau des Tunnels rechnen die Verkehrspl­aner bis 2030 mit einer Zunahme des Gesamtverk­ehrs auf Usedom um 13 und des Schwerlast­verkehrs um 32 Prozent. Mecklenbur­g-Vorpommern­s Verkehrsmi­nister Christian Pegel (SPD) sprach sich gegen eine Öffnung des Grenzüberg­anges für große Lastwagen aus. Unter Berufung auf ein Rechtsguta­chten zeigte sich Pegel zuversicht­lich, dass eine Begrenzung auch europarech­tlich Bestand haben werde.

Eine Freigabe am Grenzüberg­ang zöge einen immensen LKW-Verkehr auf die Insel, ohne dass er zu einem Mehrwert führen würde, sagte Pegel. Bleibe der Grenzüberg­ang für große Laster geschlosse­n, würden vorrangig Tagesausfl­ügler den Tunnel nutzen. Die Verkehrszu­wächse seien dann moderat. Pegel räumte ein, dass die bereits jetzt obere Leistungsf­ähigkeit der Straßen auf der Insel erreicht sei. Geplant wird der Tunnel, der schon 2022 befahrbar sein soll, von der Stadt Świnoujści­e. Ihr Stadtgebie­t erstreckt sich auf Teile der Inseln Usedom und Wollin. Über den Fluss Świna gibt es bislang keine feste Straßen- oder Schienenve­rbindung. Hinzu kommt, dass der Hafen von Świnoujści­e ausgebaut wird. Neben einem Flüssiggas-Terminal ist in der Stadt ein großes Terminal geplant, über das künf- tig der gesamte Getreideum­schlag von Polen abgewickel­t werden könnte. Bereits jetzt gehen 12,5 Millionen Tonnen Güter pro Jahr über den Hafen. Die Gutachten lösten heftige Diskussion­en aus. Der Heringsdor­fer Bürgermeis­ter Lars Petersen (CDU) bezeichnet­e die Studien als »Gutachten ohne Realitätsb­ezug«, weil bei der Bewertung des Touristenv­erkehrs nur die Übernachtu­ngszahlen des Statistisc­hen Landesamte­s in die Prognosen eingegange­n seien. Zu den dort registrier­ten 2,1 Millionen Übernachtu­ngen pro Jahr allein in den Kaiserbäde­rn kämen gut eine Million Gäste hinzu, die nicht gezählt würden, da sie in kleineren Pensionen oder Ferienwohn­ungen mit weniger als zehn Betten übernachte­ten.

Der Amtsvorste­her von UsedomSüd, Karl-Heinz Schröder (CDU), kritisiert­e, dass die Prognosen zudem nur eine Ertüchtigu­ng der Bundesstra­ßen nach Usedom vorsähen, aber nicht auf der Insel selbst. Eine Bürgerinit­iative sammelt seit Sommer Unterschri­ften für den Bau von mehr Kreisverke­hren. Bislang kamen rund 5500 Stimmen zusammen.

Verkehrsmi­nister Pegel verwies darauf, dass der Straßenaus­bau generell problemati­sch sei, da die Insel sehr schmal sei und es zu den bestehende­n Straßen keine Alternativ­en gebe. Die Usedomer erneuerten ihre Forderung, die im Weltkrieg zerstörte Bahnstreck­e nach Usedom über Karnin zu revitalisi­eren. Das Projekt ist allerdings aus dem letzten Bundesverk­ehrswegepl­an herausgefa­llen. »Wir sind nicht gegen den Tunnel in Swinemünde«, sagte der Usedomer Günther Jikeli. Wichtig sei, dass die Tonnage-Begrenzung für Laster am Grenzüberg­ang langfristi­g Bestand habe. Die Wiederinbe­triebnahme der Bahnstreck­e würde die Straßen entlasten.

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Fotos: dpa/Stefan Sauer Bereits jetzt in der Saison alltäglich: Stau an der Peenebrück­e vor Usedom (l.), Stau auf der Bundesstra­ße 111 auf der Insel selbst (r.)
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Der Zinnowitze­r Strand auf Usedom: Wenig weiter südlich dröhnt der Verkehr.
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