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Auch dreckige Punkte zählen

Hertha BSC erkämpft sich ein 3:3 in Wolfsburg

- Von Jens Mende und Nikolai Huland, Wolfsburg

Noch lange nach dem »dreckigen Punkt« von Wolfsburg, wie Davie Selke das spektakulä­re Remis beim VfL bezeichnet­e, schlugen die Wogen hoch bei Hertha BSC. »Mir ist jetzt noch schwindlig«, erklärte Manager Michael Preetz. Das Auf und Ab beim 3:3 wurde mit etwas Abstand beim Berliner Fußball-Bundesligi­sten als weiterer Schritt zu Beruhigung der Situation bewertet. Auch wenn Hertha in fremden Stadion weiter ohne Ligasieg ist, erklärte Kapitän Vedad Ibisevic: »Schon letztes Jahr hatten wir auswärts Schwierigk­eiten. Dieses Jahr machen wir es aber besser.«

Trainer Pal Dardai sprach angesichts des wilden Spielverla­ufs von einem »guten Punkt«. Denn erstens bestand Hertha den Härtetest in einer Atmosphäre, die nach gleich zwei vom Videoassis­tenten zurückgeno­mmenen Toren »tatsächlic­h sehr aufgeheizt war«, wie Dardai befand. Zudem hatte seine laute Kabinenans­prache in

»Wenn du triffst, weißt du nicht, ob du jubeln sollst. Es tötet ein bisschen den Moment. Aber wir versuchen, uns anzupassen.« Salomon Kalou, Hertha BSC, zum Videobewei­s

der Halbzeitpa­use offenbar gefruchtet und Hertha stellte sich besser auf die aggressiv und temporeich agierenden Gastgeber ein. »Wir haben einen Punkt der Moral mitgenomme­n«, betonte Verteidige­r Sebastian Langkamp.

Die Diskussion­en um den Videobewei­s in der Liga könnten durchaus entschärft werden, glaubt Berlins Trainer. Zumal Jochen Drees dieses Mal genau richtig lag, als er beide zunächst von Referee Robert Kampa gegebenen Wolfsburge­r Treffer von Mario Gomez und Yunus Malli korrigiert­e. »Es wäre besser, wenn die Szenen dem Publikum über die Leinwand gezeigt würden, da es sehr viel Unruhe reinbringt und sehr lange dauert«, sagte Dardai.

»Für uns war das auch komisch. Beim ersten Tor war uns nicht bewusst, dass er abseits stand. Beim zweiten schon, weil er ihn klar abgefälsch­t hatte«, berichtete Herthas Verteidige­r Langkamp. Stürmer Salomon Kalou ergänzte: »Wenn du triffst, weißt du nicht, ob du jubeln sollst. Es tötet ein bisschen den Moment. Aber wir versuchen, uns an die Situation anzupassen.«

Erst in der zweiten Halbzeit habe seine Mannschaft angefangen, Fußball zu spielen, sagte Dardai zum erst dritten Auswärtspu­nkt der Saison. »Wenn man drei Tore schießt, ist es nicht frech, zu sagen, wir haben es auch verdient, einen Punkt mitzunehme­n.« Auch Langkamp lobte die Offensivbe­mühungen seiner Vorderleut­e: »Das geht in die richtige Richtung. Man hat aber gesehen, dass noch ein bisschen die Balance fehlte. Daran gilt es in den nächsten Wochen zu arbeiten. So dass wir wieder ein gutes Gefühl bekommen, was die Offensive und die Defensive betrifft.«

Nach der Länderspie­lpause darf Hertha gegen Mönchengla­dbach wieder zu Hause spielen, immerhin ist Berlin die siebtstärk­ste Heimmannsc­haft der Liga. Dass mit Ibisevic und Selke beide Stoßstürme­r in Wolfsburg getroffen haben, vergrößert den Optimismus umso mehr. »Wir wissen, dass er treffen kann. Er hat seine Chance genutzt. Das zeigt, dass er ein großartige­r Stürmer ist«, sagte Kalou über Kapitän Ibisevic. »Ich habe keinen Zweifel, dass er noch viele Tore schießen wird, wenn er die Chancen bekommt.«

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