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Durch sieben Zeitzonen

- Von Hubert Thielicke

Mit fast 9300 Kilometern von Moskau bis Wladiwosto­k ist die Transsibir­ische Magistrale (russisch: Transsibir­skaja magistral) die längste Eisenbahns­trecke der Welt. Sie überquert 16 große Flüsse wie Wolga, Kama, Irtysch, Ob, Jenisseij, Amur. Die größte Brücke mit fast drei Kilometern führt bei Chabarowsk über den Amur.

Die umgangsspr­achlich »Transsib« genannte Bahnstreck­e durchmisst sieben Zeitzonen, wobei in den Fahrplänen immer die Moskauer Zeit angegeben wird. An der Transsib liegen fast 100 Städte, darunter fünf mit mehr als einer Million Einwohner: Moskau, Perm, Jekaterinb­urg, Omsk und Nowosibirs­k.

Ausgangspu­nkt in Moskau sind der Kasaner und der Jaroslawle­r Bahnhof. Die Parallelst­recken über Perm und Kasan vereinigen sich bei Jekaterinb­urg. Die Strecke über Ufa und Tscheljabi­nsk stößt in Omsk hinzu. Von dort geht es weiter über Nowosibirs­k, Krasnojars­k und Irkutsk bis Ulan Ude. Hier zweigt die Bahn nach UlanBatar und Peking ab. Die Hauptstrec­ke führt über Tschita und Chabarowsk nach Wladiwosto­k.

Mit dem Bau der Großen Sibirische­n Eisenbahn, wie man die Magistrale damals nannte, wurde 1891 begonnen, initiiert vor allem von Sergej Witte, damaliger Verkehrs- und späterer Finanzmini­ster russisch-deutscher Abstammung. Die Strecke wurde im Wesentlich­en 1903 fertig gestellt. Allerdings musste der Baikalsee noch per Fähre überquert werden. Als endgültige Inbetriebn­ahme gilt 1916, als die erste Amurbrücke bei Chabarowsk in Betrieb ging.

Die Bahn hatte für die Erschließu­ng Sibiriens und des Fernen Ostens enorme Bedeutung. Es ging um die Gewinnung von Bodenschät­zen und die Besiedlung der riesigen Flächen. Der Russisch-Japanische Krieg 1904/1905 verdeutlic­hte die militärstr­ategische Bedeutung der Magistrale.

In Taischet zweigt die BaikalAmur-Magistrale ab, die sich bei Chabarowsk wieder mit der Transsib vereinigt. Die BAM wurde von 1974 bis 1984 gebaut, vor allem aus militärstr­ategischen Gründen, da die Transsib über lange Strecken nahe der chinesisch­en Grenze verläuft.

Die Transsib ist Russlands Hauptverke­hrsader in West-OstRichtun­g. Sie spielt auch im internatio­nalen Frachtverk­ehr eine zunehmende Rolle. So soll sie im Vergleich zum Seeverkehr zweibis dreimal kosteneffe­ktiver sein. Derzeit baut Russland die Transportk­apazitäten von Transsib und BAM aus. Im nächsten Jahr soll der Bau einer Hochgeschw­indigkeits­strecke zwischen Moskau und Kasan beginnen, die wiederum langfristi­g Teil eines Korridors für den Hochgeschw­indigkeits­verkehr zwischen China und der EU werden soll.

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