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Intersexua­lität

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Intersexue­lle Menschen können nicht eindeutig einem Geschlecht zugeordnet werden. Ihre Chromosome­n, Hormone, Keimdrüsen und Genitalien weisen sowohl männliche als auch weibliche Elemente auf. Der medizinisc­he Fachbegrif­f lautet »Disorders of sex developmen­t« (Störungen der Geschlecht­sentwicklu­ng, DSD). Es gibt viele Varianten.

So haben Menschen mit kompletter Androgenin­sensitivit­ät (CAIS) einen XY-Chromosome­nsatz und bilden im Embryonals­tadium Hoden aus. Die körpereige­nen Rezeptoren reagieren aber nicht auf die ausgeschüt­teten Androgene, weshalb sich der Körper äußerlich weiblich entwickelt. Beim Androgenit­alen Syndrom (AGS) dagegen werden bei Embryos mit weiblichem XX-Chromosome­nsatz wegen einer Fehlfunkti­on der Nebenniere­nrinde zu viele Androgene ausgeschüt­tet. Betroffene kommen oft mit vergrößert­er Klitoris zur Welt.

Lange versuchten Ärzte, intersexue­lle Kinder nach den medizinisc­hen Möglichkei­ten einem Geschlecht zuzuordnen – meist dem weiblichen, weil dies operativ leichter herzustell­en schien. Selbsthilf­everbände verurteile­n diese Eingriffe als Menschenre­chtsverlet­zung. Mittlerwei­le empfehlen neue Leitlinien, beispielsw­eise von der Arbeitsgem­einschaft der Wissenscha­ftlichen Medizinisc­hen Fachgesell­schaften, größte Zurückhalt­ung bei der Behandlung und eine Einbeziehu­ng der Kinder. Umstritten ist aber, inwiefern eine Entfernung von im Bauchraum liegenden Hoden wegen eines höheren Krebsrisik­os nötig ist. Analysen zufolge variiert das Risiko je nach Form der Intersexua­lität.

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