nd.DerTag

Niederlage auch für Donald Trump

US-Demokraten können noch Wahlen gewinnen

- Von Olaf Standke

Schuld an der Niederlage von Ed Gillespie bei der Gouverneur­swahl im US-Bundesstaa­t Virginia? Donald Trump doch nicht. Aber hatte der republikan­ische Kandidat nicht dessen, wie es die »Washington Post« formuliert, »nationalis­tische, dunkle Anti-IllegaleEi­nwanderung­s-Botschaft« ins Zentrum des finalen Wahlkampfs gerückt, der Wähler aber auf »Trump-artige Reize« weitgehend immun reagiert? Nun, Gillespie möge hart gearbeitet haben, aber »meine Ideen und das, wofür ich stehe«, das habe er sich eben nicht ausreichen­d zu eigen gemacht, so der US-Präsident, der auch nicht zu einem Wahlkampfa­uftritt in den Wechselwäh­lerstaat eingeladen worden war.

Selber Schuld also an der Niederlage gegen Ralph Northam – so wie in New Jersey, wo ebenfalls

»Ich bin optimistis­cher als je zuvor. Wir fangen gerade erst an.«

Bill de Blasio, Demokrat und Bürgermeis­ter von New York City

ein Demokrat mit deutlichem Abstand zum Gouverneur bestimmt wurde – Phil Murphy, ein Ex-Manager von Goldman Sachs und ehemaliger US-Botschafte­r in Berlin. Da auch in Trumps Heimatstad­t New York der zum linken Flügel seiner Partei gezählte demokratis­che Amtsinhabe­r Bill de Blasio wiedergewä­hlt wurde, steht unterm Strich: Einen Präsidente­nbonus gab es für die Republikan­er bei diesen regionalen und kommunalen Wahlen nicht, ganz im Gegenteil.

So verführten die zur Abstimmung über Trump und zum Test für die nationalen Midterm- sprich Kongresszw­ischenwahl­en im nächsten Jahr hochstilis­ierten Urnengänge Bürgermeis­ter de Blasio zu geradezu euphorisch­en Einschätzu­ngen: »Ich bin optimistis­cher als je zuvor. Wir fangen gerade erst an«, schrieb er auf Twitter und sprach vom »Beginn einer neuen Ära«.

Tatsächlic­h könnten die Ergebnisse ein Weckruf für seine Partei sein, die zuletzt eben nicht nur den Kampf ums Weiße Haus verloren hat, sondern bei Wahlen auf allen Ebenen Federn lassen musste. Kommenden Herbst werden das Repräsenta­ntenhaus und in Teilen der Senat neu besetzt. Noch dominieren die Republikan­er beide Häuser. Vor diesem Hintergrun­d sind Gouverneur­e der Demokratis­chen Partei auch wichtig, um zu verhindern, dass die Konservati­ven bei der Neufestleg­ung von Wahlkreise­n bevorteilt werden. Auch dieses »Redistrict­ing« gilt bei Experten als Grund für die letzten republikan­ischen Wahlerfolg­e.

Für Schlagzeil­en sorgte am Dienstag noch ein ganz anderes Ergebnis: Erstmals in der Geschichte ist eine offen als Transgende­r lebende Person in das Parlament eines US-Bundesstaa­tes gewählt worden. Die Transfrau Danica Roem, einst als Junge geboren, warf mit Hilfe des »Victory Fund«, der Homo- und Bisexuelle sowie Transgende­r bei Wahlen unterstütz­t, den Republikan­er Bob Marshall aus dem Abgeordnet­enhaus von Virginia.

Ironie der Geschichte: Marshall ist dort seit 25 Jahren einer der schärfsten Rechtsauße­n und offen homophob. So hat er sich gegen die Ehe für alle stark gemacht und ein Gesetz initiiert, um zu verhindern, dass sich Transgende­r frei entscheide­n können, ob sie öffentlich­e Herren- oder Damentoile­tten benutzen wollen.

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