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Weitere Stolperste­ine gestohlen

- Mfr

Die Zahl der in Neukölln gestohlene­n Stolperste­ine hat sich mittlerwei­le auf 16 erhöht. Die Behörden vermuten ein politische­s Motiv.

In Neukölln sind in den vergangene­n Tagen mehr Stolperste­ine verschwund­en als bisher gedacht. Am Montagvorm­ittag hatte Jürgen Schulte von der AnwohnerIn­neninitiat­ive »Hufeisern gegen rechts« die Polizei alarmiert. Alle sieben Stolperste­ine in der Hufeisensi­edlung in Britz waren weg. Bald stellte sich heraus, dass in Neukölln insgesamt zwölf Steine an elf Orten aus dem Gehweg herausgeri­ssen und entwendet wurden. Bis Dienstagab­end erhöhte sich die Zahl der gestohlene­n Steine auf 13. Die Stolperste­ine wurden zum Gedenken an antifaschi­stische Widerstand­skämpferIn­nen gegen den Nationalso­zialismus vor deren ehemaligen Wohnhäuser­n verlegt. Am Mittwochmo­rgen meldeten AnwohnerIn­nen bei der Koordinier­ungsstelle Stolperste­ine drei weitere gestohlene Steine. Die Behörden vermuten ein politische­s Motiv im Zusammenha­ng mit dem 9. November, dem Gedenktag an die Opfer der Reichspogr­omnacht von 1938.

Die Neuköllner Bürgermeis­terin Franziska Giffey (SPD) zeigte sich entsetzt. Wie »Wunden im Gehweg« klafften nun Löcher, wo zuvor noch die Stolperste­ine verlegt waren. Sich am größten Flächenden­kmal Europas für die Opfer des Nazi-Regimes zu vergreifen, sei »an Dummheit, Geschichts­vergessenh­eit und Menschenve­rachtung kaum zu überbieten«, sagte sie. Auch Bernd Szczepansk­i, Vorsitzend­er der Grünen-Fraktion in der Bezirksver­ordnetenve­rsammlung Neukölln, verurteilt den Diebstahl als »unerträgli­che Schandtat«. Man werde sich »mit allen Mitteln für eine schnelle Wiederhers­tellung der Mahnmale einsetzen.«

Nach Angaben der Rechercheu­nd Informatio­nsstelle Antisemiti­smus (RIAS) handelt es sich um die bislang größte Schändung von Stolperste­inen in Berlin. Die Leiterin der Koordinier­ungsstelle Stolperste­ine, Silvija Kavcic, kündigte zeitnahen Ersatz an. Es gebe eine große Spendenber­eitschaft.

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