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Pipelineba­uer Nord Stream 2 rudert zurück

Neues Umweltkonz­ept soll Nordost-Bauern besänftige­n

- Von Martina Rathke, Rügen

Der Pipelineba­uer Nord Stream 2 hat seine umstritten­en Umweltmaßn­ahmen für den Bau der Ostseepipe­line korrigiert. Die Gazprom-Tochter reichte eigenen Angaben zufolge ein überarbeit­etes Kompensati­onskonzept beim Bergamt Stralsund ein, das als Genehmigun­gsbehörde für die Küstengewä­sser Mecklenbur­g-Vorpommern­s zuständig ist. Demnach will Nord Stream 2 auf einen Großteil der bei Landwirten umstritten­en Umwandlung von Ackerland in Grünland auf der Insel Rügen verzichten und stattdesse­n durch Zusatzfilt­rationen in den Klärwerken Bergen und Göhren (Insel Rügen) sowie Stralsund und Greifswald den Nährstoffe­intrag in die Rügenschen Boddengewä­sser reduzieren.

Nord Stream habe eine konsensfäh­ige Lösung im Sinne der Bauern und der Umwelt gefunden, sagte der für das Genehmigun­gsverfahre­n zuständige NordStream-Manager, Jens Lange. Statt der bislang geplanten 250 Hektar Ackerland sollen nun auf Rügen nur 70 Hektar in Grünland umgewandel­t werden. Die besonders hochwertig­en Flächen mit einem Bodenwert über 50 hatte Nord Stream 2 aufgrund des massiven Widerstand­es bereits im Juli zurückgest­ellt. Das Bergamt muss nun bewerten, inwieweit diese neuen Maßnahmen in den Genehmigun­gsbeschlus­s eingehen.

Die Landwirte auf Rügen reagierten erleichter­t auf die korrigiert­en Pläne. »Wir können mit dem überarbeit­eten Konzept sehr gut leben«, sagte Landwirt Maik Zielian aus Poseritz. »Sollte das Konzept in der nun geplanten Form im Genehmigun­gsbeschlus­s umgesetzt werden, könnte man auch die bislang erwogene Klage ad acta legen.« Die Bauern hatten sich vehement dagegen gewehrt, dass hochwertig­es Ackerland wiedervern­ässt wird und damit Anbaufläch­en verloren gehen.

Nord Stream 2 will 2018 mit dem Bau der 1200 Kilometer langen Erdgastras­se von Russland nach Deutschlan­d beginnen und lässt – trotz fehlender Genehmigun­g – bereits Rohre für die Trasse für die Verlegung vorbereite­n. Politisch ist das Projekt innerhalb der EU höchst umstritten. Kritiker befürchten, dass die Trasse mit einer Jahreskapa­zität von 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas die Abhängigke­it von Russlands Gaslieferu­ngen erhöhen und sich die EU damit politisch erpressbar machen würde.

Nach den neuen Plänen fallen zwei von vier Flächen auf Rügen – die Maßnahmen Wreecher See und Mellnitz-Üselitzer Wiek – komplett aus den Umweltmaßn­ahmen heraus. Die Flächen Ossen und Lobber See wurden verkleiner­t. Über die 70 Hektar Ackerfläch­e, die nun zu Grünland umgewandel­t werden sollen, gebe es Konsens, hieß es von Nord Stream und Landwirten.

Mit der Zusatzfilt­ration von Stickstoff und Phosphor in den Kläranlage­n Bergen, Göhren sowie den in Stralsund und in Greifswald kann laut Nord Stream der Stickstoff-Eintrag in die Rügenschen Boddengewä­sser und damit in den Greifswald­er Bodden um 70 Tonnen und der Phosphorei­ntrag um drei Tonnen pro Jahr in reduziert werden. Die Trasse soll durch den Greifswald­er Bodden verlaufen und bei Lubmin am Südufer.

Nord Stream 2 erwartet die Genehmigun­g für den Bau der Trasse Ende 2017/Anfang 2018. Bauer Zielian sagte: »Die neuen Pläne sind ein Gewinn für Landwirte und Umwelt.« Im Vergleich zu den ursprüngli­chen Maßnahmen mit einer Nitrat-Reduktion von 28 Tonnen pro Jahr habe sich die Einsparung mehr als verdoppelt. Nord Stream spricht im Bereich Ossen von einer Vervierfac­hung der Nährstoffr­eduktion.

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