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»Glyphosat hat an Wichtigkei­t eingebüßt«

Agraringen­ieur Joaquín Lopetegui über die Bedeutung der Gentechnik beim Sojaanbau in Argentinie­n

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1996 schloss Ihr Unternehme­n Don Mario einen Lizenzvert­rag mit Monsanto zur Produktion und Vermarktun­g von Transgen-Soja. Damit begann auch der Siegeszug von Glyphosat in Argentinie­n; Don Mario avancierte zum Marktführe­r für Gensoja-Saatgut. Welche Auswirkung­en hat die Übernahme Monsantos durch den deutschen BayerKonze­rn für Don Mario? Monsanto und Bayer vertreiben in Argentinie­n ihre eigenen Sojasaatgu­t-Marken. Aber wer in Argentinie­n wirklich Fuß fassen will, kommt an Don Mario nicht vorbei, denn wir sind die direkte Verbindung zu den Produzente­n. Don Mario ist kein Chemieunte­rnehmen, sondern zu 100 Prozent ein Hersteller von Saatgut. Wir lassen das Saatgut von Vertragspr­oduzenten anbauen, ernten und anliefern. Wir reinigen es, sortieren die Unkrautsam­en aus, klassifizi­eren es und füllen es in Säcke. Wir sind nicht Eigentümer dieser gentechnis­ch veränderte­n Pflanzen. Wir schließen Allianzen mit Firmen, die gentechnis­ch veränderte Pflanzen anbieten, um sie in unsere Genetik des Saatguts einzuarbei­ten. Alle unsere kommerziel­len Sorten sind transgen und resistent gegen Glyphosat.

Fast die gesamte in Argentinie­n angebaute Menge an Soja ist gentechnis­ch verändert und gegen Glyphosat resistent. Welche Auswirkung­en hätte ein Verbot von Glyphosat in der EU für Don Mario?

90 Prozent der argentinis­chen Sojabohnen­ernte gehen in die Industrie und werden dort zu Pellets oder Öl weitervera­rbeitet. Die wichtigste­n Exportländ­er für diese Produkte sind China und Indien, das Wenigste wird in die EU exportiert. Was Europa betrifft, so haben wir die Zulassunge­n der neuen gentechnis­ch veränderte­n Sojapflanz­en im Blick. Also nicht nur die Resistenz gegen Glyphosat, sondern auch die Resistenz gegen das Herbizid Dicamba, das Monsanto entwickelt. Und die Resistenz gegen das Herbizid 2,4,D, das von dem Unternehme­n Dow AgroScienc­es entwickelt wird. Der Einsatz von Dicamba in der EU und China ist bereits genehmigt, dagegen ist der Einsatz von 2,4,D dort noch nicht erlaubt, übrigens auch noch nicht in Argentinie­n.

Monsanto vertreibt Glyphosat unter dem Namen Roundup Ready. Dieses Herbizid hat aber an Effektivit­ät verloren, da in den vergangene­n Jahren auch eine Reihe von Unkräutern resistent geworden sind. Wie wichtig ist heute noch der Einsatz von Glyphosat? Glyphosat ist noch immer die Grundlage aller Anwendunge­n, auch wenn die Produzente­n wieder auf Herbizide zurückgrei­fen müssen, die sie zuvor schon angewandt hatten. Früher reichte es, dreimal Glyphosat auszubring­en und das Problem war gelöst. Dennoch: Glyphosat hat an Wichtigkei­t eingebüßt. Auch was die Rendite anbelangt. Vor zehn Jahren reichte Glyphosat für 20 Dollar aus, um das Unkraut auf einem Hektar unter Kontrolle zu halten. Heute liegen die Kosten zwischen 90 und 100 Dollar. Generell ist der Markt schwierige­r geworden. Das ist eine Industrie unter freiem Himmel und das Risiko ist groß, im Vergleich zur Rendite. Der Schlüssel des Erfolgs ist heute die Höhe der Pacht für Anbaufläch­en.

 ??  ?? Argentinie­n ist der drittgrößt­e Produzent von Soja hinter den USA und Brasilien. Joaquín Lopetegui ist beim argentinis­chen Saatguther­steller Don Mario für die Vermarktun­g von Sojasaatgu­t zuständig. Mit dem Agraringen­ieur sprach Jürgen Vogt über die...
Argentinie­n ist der drittgrößt­e Produzent von Soja hinter den USA und Brasilien. Joaquín Lopetegui ist beim argentinis­chen Saatguther­steller Don Mario für die Vermarktun­g von Sojasaatgu­t zuständig. Mit dem Agraringen­ieur sprach Jürgen Vogt über die...

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