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Verlegen statt verloren

- Von Mia Kusic

Die Wiederverl­egung der gestohlene­n und beschädigt­en Stolperste­ine in der Hufeisensi­edlung in Britz ist durch Spenden für den Anfang nächsten Jahres gesichert. Innerhalb von fünf Tagen hat die AnwohnerIn­neninitiat­ive Hufeisern gegen Rechts insgesamt 1355 Euro für eine Neuverlegu­ng der in Neukölln gestohlene­n Stolperste­ine gesammelt. Damit können alle Steine zum Gedenken an die Opfer der Nationalso­zialisten ersetzt werden, teilte die Initiative am Dienstag mit.

Um den 9. November herum, dem Jahrestag der Reichspogr­omnacht, waren mindestens 16 Steine aus den Gehwegen in der Hufeisensi­edlung im Stadtteil Britz entfernt und entwendet worden. Die Steine waren vor Häusern verlegt, in denen Menschen gewohnt hatten, die zwischen 1933 und 1945 von den Nazis deportiert worden waren.

Nach den Diebstähle­n und Beschädigu­ngen der Gedenkstei­ne hatten Anwohner und Unterstütz­er zu Spenden aufgerufen. Mit den dadurch gesammelte­n 1355 Euro sollen im Dezember und Januar neue Steine verlegt werden, sagte Jürgen Schulte, Vertreter der Initiative, dem »nd«. Die Steine sollen dieses Mal so im Boden verankert werden, dass sie nicht wieder einfach ausgegrabe­n werden können. »Hufeisern gegen Rechts« hat sich dazu ihren Angaben zufolge bereits mit dem für die Verlegung im Bezirk zuständige­n Museum Neukölln und der Berliner Koordinier­ungsstelle Stolperste­ine in Verbindung gesetzt.

Einer der Steine gilt Adolf Mockrauer, vor dessen ehemaliger Albrecht-Dürer-Apotheke am Donnerstag vergangene­r Woche der Reichspogr­omnacht vom 9. November 1938 gedacht wurde. Ein anderer gilt Wienand Kaasch, dessen Stein erst im September verlegt worden ist. Für seinen Stolperste­in spendeten besonders viele Menschen, mit der Begründung, dass kein Grab für ihn existiere. Auch für Gertrud Seele gingen viele Spenden ein, da sie stellvertr­etend für den Widerstand von Frauen gegen den Nationalso­zialismus stehe.

»Die überwältig­ende Spendenber­eitschaft stellt einen unübersehb­aren Beweis dar, dass der feige Anschlag auf das zivilgesel­lschaftlic­he Gedenken an die Opfer der nationalso­zialistisc­hen Terrorherr­schaft nicht hingenomme­n wird«, hieß es in einer Mitteilung der Initiative.

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