nd.DerTag

Das Projekt »Gut fürs Geld, gut fürs Klima«

Nachhaltig­e Altersvors­orge

- Von Hermannus Pfeiffer

Lebens- und Rentenvers­icherungen stecken in der Krise. Neue Anbieter und neue Produkte verspreche­n eine bessere Zukunft – und die bietet mehr als nur Rendite.

Die Krise erkennt man erst auf den zweiten Blick. Deutschlan­ds Lebensvers­icherer von Allianz über ERGO bis Zurich haben im vergangene­n Jahr einen Neuzugang von 5,088 Millionen Policen erzielt – auf den ersten Blick eine gute Bilanz. Doch sind dies 30 000 Verträge weniger als noch im Vorjahr. Dies ist dem Map-Report 895 »Bilanzanal­yse deutscher Lebensvers­icherer« zu entnehmen.

Auf Elfjahress­icht fiel die Branche 2016 auf den absoluten Tiefststan­d. Über der 6-Millionen-Marke lag der Neuzugang zuletzt im Jahr 2011. Vor zehn Jahren war das Neugeschäf­t mit knapp 8 Millionen noch um mehr als die Hälfte größer. In gut einem Jahrzehnt konnte die Branche überhaupt nur zwei Mal noch einen Zuwachs erzielen.

Während die Großen schwächeln, spüren die Kleinen Rückenwind. Ulrike Brendel, Lei- terin des Projekts »Gut fürs Geld, gut fürs Klima« bei der Verbrauche­rzentrale Bremen: »Wir möchten Anlegerinn­en und Anlegern aufzeigen, dass sie selbst mit ihrem Geld etwas bewegen können.« So bringe das Ersparte nicht nur Rendite, sondern unterstütz­t gleichzeit­ig den Klimaschut­z oder die Einhaltung von Menschenre­chten. »Es gibt nunmehr in vielen Bereichen ethischöko­logische Alternativ­en.«

Auch in der Altersvors­orge: So hat die Verbrauche­rzentrale zusammen mit der Stiftung Warentest in Berlin vor Kurzem eine Untersuchu­ng zur Nachhaltig­keit bei Riester-Produkten veröffentl­icht. Solche Öko-Riester-Verträge werden sogar von einigen herkömmlic­hen Versichere­rn angeboten.

Zu empfehlend­e Möglichkei­ten Die Auswahl insgesamt bleibt allerdings übersichtl­ich. Und Kunden müssen bei den Kriterien genau hinschauen! Immerhin, die Mehrzahl der untersucht­en »grünen« Anbieter schließt Investitio­nen in Hersteller von internatio­nal geächteten Waffen aus. Oft sind zudem Kinderarbe­it und Nahrungsmi­ttelspekul­ation tabu. Aber nur wenige An- bieter begrenzen Investitio­nen in die klimaschäd­liche Kohle.

Ich empfehle unseren nachhaltig orientiert­en Lesern, sich zunächst für eine Alters vorsorge variante zu entscheide­n, die in punkto Risiko, Rendite und Flexibilit­ät zu den persönlich­en Bedürfniss­en passt. Dann kann man im jeweiligen Produktseg­ment nach einer Alternativ­e mit Nachhaltig­keits standard sehen.

Wer auf Nummer sicher gehen will, kann in eine klassische Lebens-oder Rentenvers­icherung sparen. Versproche­n wird eine mäßige, aber garantiert­e Verzinsung. Wer mehr Rendite möchte, kann auf eine Fondspolic­e setzen. Auch hier gibt es eine Garantie. Aber das angesparte Geld wird riskanter angelegt – so besteht die Chance auf eine höhere Verzinsung.

Die dritte Möglichkei­t bieten so genannte» neue Renten versicheru­ngsprodukt­e«: Sie verspreche­n im Gegensatz zu klassische­n Produkten keinen Garantie zins. Überschüss­e fließen entweder in Fonds oder in Indexbetei­ligungen, bei denen die Renditecha­ncen der Versichert­en abhängig von deren Entwicklun­g sind. Es bleibt daher gänzlich ungewiss, wie hoch die Rente später ausfallen wird. Die Chance auf eine höhere Rendite ist allerdings größer als bei den Klassikern.

Bei klassische­n wie den neuen Rentenvers­icherungen fließen die Kundenbeit­räge in die Kapitalanl­age der Versichere­r. Entscheide­nd sind also, welche ethisch-ökologisch­en Ausschluss­kriterien für diese Kapitalanl­age von dem Anbieter definiert wurden.

Wahl des Anbieters

Nun könnten Sie zu einem konvention­ellen Anbieter gehen. Die Verbrauche­r schützer nennen beispielsw­eise Condor, Stuttgarte­r und Volkswohlb­und, Allianz, Axa, Deka und Concordia. Im vom Bundes umwelt ministeriu­m geförderte­n Internetpo­rtal www.geld-bewegt.de finden sie einen Download mit weiteren Einzelheit­en auf der Seite» Alters vorsorge mitNa ch haltigkeit­s standards «.

Sie halten das für »Greenwashi­ng« der Konzerne? Dann können Sie stattdesse­n zu einem alternativ­en Finanz dienstleis­ter gehen, um sich vonNa ch haltigkeit­s spezialist­en beraten zulassen. Als Pionier gilt Alfred Platow, dem gut siebzig jährigen Vorstandsv­orsitzende­n von Ökoworld. Der ehemalige Hausbesetz­er, »taz«-Unterstütz­er und Ökobank-Gründer ist seit Jahrzehnte­n im Geschäft mit nachhaltig­en Geldanlage­n aktiv. Zusammen mit Klaus Odenthal hatte Platow 1975 das kleine Versicheru­ngskollekt­iv »Alfred & Klaus« gegründet.

Mal auf die »Kleinen« schauen Auch kleine, regional tätige Finanzdien­stleister verkaufen nachhaltig­e Rentenvers­icherungen und Fonds-Policen. Allerdings sind diese Produkte dann nicht aus eigener »Herstellun­g«.

Vor allem Banken aus der Grün-Geld-Szene verkaufen Altersvors­orgeproduk­te. So die ostdeutsch­e Ethikbank, eine bundesweit aktive Direktbank der Volksbank Eisenberg, oder die Umweltbank aus Nürnberg oder die GLS Gemeinscha­ftsbank. Die GLS ist wie Platow ein Pionier der alternativ­en Geldanlage.

Auch kirchennah­e Banken bieten nachhaltig­e Altersvors­orgeproduk­te feil. Ein genauer Blick auf die Kriterien, mit denen dann ihr Geld investiert werden soll, empfiehlt sich aber selbst bei diesen an sich soliden Anbietern.

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