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Neue Allianzen und alte Konflikte

Susanne Götze sieht beim Klimaschut­z Fortschrit­te, aber auch zu viel Markt

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Im Jahr zwei nach der Verabschie­dung des Weltklimaa­bkommens ist die Lage nicht gerade übersichtl­icher geworden: Während sich die Diplomaten der 197 Länder in Bonn in technische Details für eine globale Klima-Architektu­r verstrickt­en, entstehen ganz neue Allianzen zwischen Staaten, Regionen, Städten und Unternehme­n. Dass sich 26 Länder zusammentu­n und sich zum Kohleausst­ieg verpflicht­en, hat eine neue Dimension: Gab es bisher vor allem Staatenbün­dnisse, um die Verhandlun­gen voranzubri­ngen, oder bewährte Ländergrup­pen wie die G77, so schließt man sich heute für konkrete Klimaschut­zaktionen zusammen. Das ist gut, denn es belegt, dass das Paris-Abkommen als Maßstab für den Umbau der Gesellscha­ften allgemein akzeptiert wird.

Andere Konflikte bestehen aber auch nach Bonn fort: Die Klimaziele sind bisher unverbindl­ich, und die Industries­taaten versuchen mit Marktlösun­gen wie dem Emissionsh­andel ihren Unternehme­n Profite zu bringen, statt Einschnitt­e zu verordnen – auch wenn das auf längere Sicht illusorisc­h ist. Auf Klimakonfe­renzen setzen sich eben dieselben Ansätze durch wie auch sonst auf internatio­nalem Parkett: Derzeit sind das vor allem marktbasie­rte Lösungen, weniger Staat und freiwillig­e Verpflicht­ungen zur Weltrettun­g. Ob das die erhoffte Dynamik in Gang setzt, um den düsteren Prognosen der Klimaforsc­her für die nächsten Jahrzehnte zuvorzukom­men, wird sich zeigen.

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