Putsch in Simbabwe
Chance auf Veränderung
Man sollte einem Militärputsch im Prinzip nicht applaudieren, wenn man demokratische Werte hochhält, doch im Fall von Simbabwe scheinen die Soldaten die Notbremse gezogen zu haben. Wenn die Armee Mugabes Leute einschließlich seiner Gattin vom Gipfel der Macht vertreibt, besteht eine gewisse Chance auf Veränderung. Das Land könnte demnächst von jemandem regiert werden, der zwar auch undemokratisch oder autokratisch, aber wenigstens weniger kleptomanisch, blutrünstig und verrückt handelt.
Politiken, Dänemark Lausige Lösung
Wenige Länder sind mit jahrzehntelanger inkompetenter und korrupter Führung systematisch vollkommen an die Wand gefahren worden. Im Laufe der knapp vier Jahrzehnte, in denen Revolutionsheld Robert Mugabe an der Macht war, ist das Land verarmt und ausgehungert, die Ersparnisse der Bevölkerung wurden von einer Hyperinflation aufgefressen. Es gibt daher keinen Grund zu bedauern, dass der 93-jährige Robert Mugabe nun wohl die Macht verloren hat. (...) Doch leider ist ein Militärputsch eine lausige Lösung für Simbabwes Probleme. Zuallererst riskiert man einen gewaltsamen Konflikt oder Bürgerkrieg. (...) Doch selbst wenn der Putsch gelingt und nicht zu Blutvergießen führt, zeigt er in eine ganz falsche Richtung. Der frühere Vizepräsident Mnangagwa, der nach BBC-Angaben jetzt glaubt, die Macht übernehmen zu können, ist absolut kein Mann der Zukunft.
De Telegraaf, Niederlande Mugabe ist verantwortlich
Robert Mugabe entspricht dem Urbild eines Despoten, der Wahlen fälschte, die Wirtschaft seines Landes zugrunde richtete und Freunde wie Feinde gegeneinander ausspielte. Dennoch blieb er während fast seiner gesamten Regierungszeit bei vielen einfachen Menschen in Afrika populär, die versessen waren auf seine Schimpfkanonaden gegen den Westen und seine Rhe- torik über die Rückgabe des Landes an die schwarze Bevölkerung. Auch mit seinen Tiraden gegen Homosexuelle, die er als »schlimmer als Hunde und Schweine« beschimpfte, konnte er mit Beifall rechnen.
Neue Zürcher Zeitung, Schweiz Lang anhaltendes Erbe
Mugabes Erbe wird die Entwicklung des Landes noch lange prägen. Seine desaströse Wirtschaftspolitik hat die Strukturen, die für einen nachhaltigen Aufschwung nötig wären, tief geschädigt. Die staatlichen und zivilgesellschaftlichen Institutionen sind korrupt oder ausgehöhlt, die Infrastruktur liegt am Boden. Das soll die Erleichterung über das wahrscheinliche Ende der Schreckensherrschaft nicht schmälern. Doch selbst wenn Mugabe weg ist, wird sein Schatten in Simbabwe so schnell nicht verschwinden.
The Times, Großbritannien Umfassende Reformen nötig
Damit Simbabwe aufblühen kann, muss der neue Anführer Brücken zwischen den Generationen sowie über soziale und Stammesgrenzen hinweg bauen. Am Anfang müssen wirklich freie und faire Wahlen stehen. Der nächste Präsident muss für Transparenz sorgen, sich von Mugabes pseudo-marxistischer Rhetorik abwenden, mit der Opposition kooperieren und eine gemeinsame Sprache mit den jungen Simbabwern finden, die nach so vielen Jahren schlechter Regierungsführung ein glaubwürdiges Versprechen für eine bessere Zukunft verdienen.
Der Standard, Österreich Hardliner als Nachfolger?
Allerdings ist es mehr als zweifelhaft, dass Mnangagwa derjenige ist, der dem Land den ersehnten Wandel bringen könnte. Der Hardliner mit dem Spitznamen »Krokodil« half Mugabe jahrelang, sich durch Unterdrückung der Opposition an der Macht zu halten. Er ist quasi Mitkonstrukteur der Diktatur. (...) Folgt Mnangagwa auf Mugabe, hätte das Militär zwar das Ende der unseligen Mugabe-Ära erreicht – und die Clique rund um die »Gucci-Grace« von den Trögen verdrängt. Die Kleptokratie wäre aber damit noch lange nicht beendet.