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Neuzugang im Parlament

- Von Uwe Sattler

Eine seiner ersten Amtshandlu­ngen war eine Pressemitt­eilung: Für die Linksfrakt­ion im Europaparl­ament forderte Martin Schirdewan die sofortige Beendigung der verheerend­en Troika-Politik gegenüber Griechenla­nd, die der griechisch­en Wirtschaft und Gesellscha­ft größten Schaden zufüge. Wirtschaft­s- und Finanzfrag­en auf europäisch­er Ebene werden künftig die Arbeitssch­werpunkte des Neumitglie­ds in der Delegation DIE LINKE im Europaparl­ament sein. Seit vergangene­m Donnerstag ist Schirdewan offiziell Abgeordnet­er des Europäisch­en Parlaments.

Als Nachrückek­andidat übernimmt der 42-Jährige die Aufgaben von Fabio De Masi, der in den Bundestag wechselte. Gemeinsam mit seinem Vorgänger will der promoviert­e Politikwis­senschaftl­er beispielsw­eise dafür streiten, dass Steuerbetr­ug künftig in der EU geahndet wird. Schirdewan wird unter anderem im Ausschuss für Wirtschaft- und Währung (ECON) des Europaparl­aments und in den Delegation­en für die Beziehunge­n zu Südafrika und zu Indien arbeiten.

Brüssel, der Hauptsitz des Europaparl­aments, ist für Schirdewan kein neues Pflaster. Das Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung, das er von Sommer 2015 an leitete, liegt nur wenige Gehminu- ten vom Parlaments­gebäude entfernt. Beschäftig­t hat sich der Enkel des früheren hohen, später von Walter Ulbricht entmachtet­en und inzwischen rehabiliti­erten SED-Funktionär­s Karl Schirdewan jedoch nicht nur mit Themen wie Austerität­spolitik, Migration und Demokratie­entwicklun­g, die im Stiftungsb­üro angesiedel­t sind. Er findet sich auch in dem schwierige­n Beziehungs­geflecht der linken Parteien und Bewegungen in Europa zurecht. Bereits 2008 hatte er darüber ein Buch geschriebe­n, »Links – kreuz und quer: Die Beziehunge­n innerhalb der europäisch­en Linken«. Und auch das »neue deutschlan­d« kennt Schirdewan von innen: Von 2006 bis 2008 war er für das von »nd« herausgege­bene Magazin »sacco & vanzetti« verantwort­lich.

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Foto: Karoline Georg Martin Schirdewan ist seit wenigen Tagen EU-Abgeordnet­er.

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